Seit zwei Jahren dominiert Novak Djokovic (28, ATP 1) die Konkurrenz nach Belieben. Vier der letzten fünf Grand-Slam-Turniere hat er gewonnen. Kein Zweifel, der Serbe ist auch bei den French Open klarer Favorit. Nur: Das war er schon vor einem Jahr. Damals machte ihm Stan Wawrinka mit dem besten Spiel seiner Karriere einen Strich durch die Rechnung. Wiederholt sich die Geschichte?
Das Feld der Herausforderer ist gross. Angeführt wird es von Andy Murray (29, ATP 2), dem Schotten, der sich in den letzten Jahren auf Sand zu einer echten Herausforderung entwickelt hat. So wie beim Turniersieg in Rom an seinem 29. Geburtstag, als er Djokovic keinen Satz überliess.
Obwohl er sich zuletzt nicht in Top-Form präsentierte, ist Titelverteidiger Stan Wawrinka (31, ATP 4) erneut ein ganz heisses Eisen. Unbestritten ist, dass der Genf-Finalist mit seinen knallharten Grundschlägen seit Jahren als der Spieler gilt, der Djokovic am ehesten schlaflose Nächte bereitet.
Mit 49 Titeln auf der roten Asche eine lebende Legende ist Rafael Nadal (29, ATP 5), das Sandmonster. Neun Titel hat er in Paris gefeiert, nur zwei Mal verliess er die Anlage als Verlierer. Im Vorjahr scheiterte er in den Viertelfinals in drei Sätzen an Djokovic. Doch in diesem Jahr ist Nadal deutlich besser in Form. Und Paris bleibt Paris.
Als herausragender Athlet gilt seit Jahren auch Jo-Wilfried Tsonga (31, ATP 27), der Liebling der Franzosen, der vor Heimpublikum immer besonders stark spielt. Zwei Mal stand der Mann mit Schweizer Wohnsitz schon in den Halbfinals, unter anderem im letzten Jahr, in dem er am späteren Sieger Wawrinka scheiterte.
Seit Jahren gehört auch Kei Nishikori (26, ATP 6) zur absoluten Weltspitze. Sand liegt dem 26-Jährigen, neben Djokovic gilt er als bester Return-Spieler, ist flink auf den Beinen und auf der langsamen Unterlage fällt sein Defizit, der biedere Aufschlag, nicht so arg ins Gewicht.
Oder wird es doch wieder ein Aussenseiter? Nick Kyrgios (21, ATP 19) gilt zwar nicht als Sandhase, dafür ist er unberechenbar. Dass er ein Mann für die ganz grossen Bühnen ist, hat der geläuterte Bösewicht oft genug unter Beweis gestellt. Und: In Madrid bezwang er mit Wawrinka den aktuellen Paris-Sieger und in Rom knüpfte er Sandkönig Nadal einen Satz ab.
Sicher ist: Novak Djokovic hat den Sieg in Paris schon vor Monaten als sein ganz grosses Ziel ausgerufen. Der Druck, den sich der Serbe damit auch selber auferlegt, ist immens. Alles andere als der erste Triumph wäre eine Enttäuschung.
Nach drei Final-Niederlagen soll für Djokovic endlich der Titel her. Ein historischer. Denn mit Andre Agassi 1999, Roger Federer 2009 und Rafael Nadal 2010 haben seit 1968 erst drei Spieler alle vier Grand-Slam-Turniere mindestens einmal gewinnen können.