Federers Planung für 2019
«Ich möchte wieder etwas mehr spielen»

Ob 2019 Roger Federers letztes aktives Jahr ist, wissen wir nicht. Hier aber ein Überblick zur Ausgangslage und zu den Perspektiven des 37-jährigen in dieser neuen Saison.
Publiziert: 30.12.2018 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2019 um 14:59 Uhr
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Der Auftakt zur Saisonvorbereitung ist geglückt. Federer gewinnt das Einzel am Hopman Cup.
Foto: AFP
Cécile Klotzbach
Cécile KlotzbachSport-Redaktorin

Sein Saisonstart

Federers 21. Saison begann heute mit seinem ersten Auftritt beim wohl letzten Hopman Cup. Der ­beliebte Mixed-Wettbewerb soll ab 2020 dem neu lancierten «World Team Cup» zum Opfer fallen. Zusammen mit Belinda Bencic gelang der Start zur Mission Titelverteidigung. Die beiden Schweizer gewinnen gegen Katie Boulter und Cameron Norrie aus Grossbritannien in zwei Sätzen. 

Auch wenn es beim Hopman Cup keine Weltranglisten-Punkte gibt – für die Ostschweizerin ist der Auftritt an der Seite von Superstar Roger ein klarer Saison-Höhepunkt. «Es ist eine grosse Inspiration 
für mich, neben Roger zu spielen und Ratschläge von ihm zu ­erhalten. Eine bessere Vorbereitung auf die Australian Open gibt es nicht!»

Ein Rückblick auf die letzten ­beiden Jahre zeigt: Perth ist auch für Federer ein gutes Pflaster. Dem Federer/Bencic-Finaleinzug 2017 folgte der grossartige Comeback-Triumph an den Australian Open. Den Schweizer Perth-Sieg 2018 setzte er mit der Titelverteidigung in Melbourne fort. Der 100. Jubiläums-Titel dank des Hattricks bei den Aussie-Open? Er wäre 
das Traumszenario – aber fast zu schön, um wahr zu werden.

Grand-Slam-Chancen

In Australien scheint nichts unmöglich, wie die letzten beiden Jahre bewiesen haben. Und dennoch steht Federer vor einem Major-­Turnier mehr denn je wie vor dem Mount Everest. Je älter er wird, desto steiler dürfte sich die Besteigung des Berges anfühlen.

Anders als im letzten Jahr ist für 2019 Novak Djokovic als grosser Dominator und Favorit zurückgekehrt. Und hinter den Altmeistern nimmt eine neue Welle Anlauf: Die Spielergeneration um ATP-Finals-Champ Alexander Zverev (21) und den Pariser Masters-Sieger Karen Chatschanow (22) drückt. Und der 37-jährige Federer ist sich dessen sehr wohl bewusst.

Härter denn je trainiert er in 
den letzten Wochen in der Hitze 
Dubais an Spiel und Fitness – und er erstaunte Ende letzter Saison mit der Aussage: «Ich muss meinen Körper wieder öfters an Turnieren ans ­Limit bringen. Im Training ist die Belastung nicht gleich.» Mit anderen Worten bedeutet das: Der Teilzeit-Champion baut seinen Turnier­kalender eher wieder aus statt ab.

Die Sandsaison

Nach drei Karriere-Jahren ohne die French Open im Turnierkalender hat Federer noch immer nicht definitiv mit dem einzigen Major-Turnier auf Sand abgeschlossen. Die Pariser, die schon im Herbst durch einen unerwarteten Antritt in Bercy überrascht wurden, dürfen also weiterhin hoffen.

Der Verzicht auf die ganze Sandsaison bedeutet eine mehr als drei­monatige Turnierpause zwischen dem Ende der US-Hartplatz-Tour in Miami Ende März und dem Start der Rasensaison in Stuttgart im Juni. Etwas zu lange, wenn sein 
Körper auf Turnier-Niveau belastbar bleiben soll.

Im Dezember wollte Roger das Programm für kommende Saison mit Familie und Team genau besprechen. Es gelte dabei, jedes Puzzleteil, jeden Wunsch in der Entourage zu berücksichtigen. Was im Federer-Plan genau herausgekommen ist, werden wir wohl spätestens nach den Australian Open erfahren.

Das Karriereende

Ist noch nicht angekündigt. Vor ­einem Monat jedenfalls hatte Federer selbst noch keinen Plan. Abge­sehen vom richtigen Jahr weiss er auch noch nicht, welches Turnier für den Rücktritt das Geeignetste wäre: Wimbledon, das Heimturnier in Basel oder gar sein Laver Cup, der 2019 in Genf als eine Art Einheimischen-Gala gefeiert wird?

Sicher ist: Der 20-fache Grand-Slam-Champion spielt nur, solange er weiterhin Spass an der Tour hat und grosse Titel gewinnen kann. Sollten Major- und Masters-Siege in den nächsten Monaten ausbleiben, dürfte der Abschied des grössten Spielers aller Zeiten immer näher rücken. Klar scheint auch: Die nächste gröbere Verletzung bedeutet wohl das Aus. Dass Vierfach-­Papa Federer nach neuerlichen Knie- oder Rückenproblemen noch einmal alle Comeback-Strapazen auf sich nehmen und eine erfolgreiche Rückkehr schaffen würde, ist unwahrscheinlich.

Plan B im Leben des Roger Federers steht jedenfalls bereits: Zunächst soll die Familie für die Jahre der 
Entbehrungen entschädigt werden. Roger will erst einmal nur für seine Frau Mirka und die vier Zwillingskinder da sein. Am liebsten bei einem oder mehreren Roadtrips durch Europa, wie er jüngst verkündet hat. Zu diesem Zweck will er auch einen Minivan kaufen (wenn er das nicht schon gemacht hat).

Die Nummer 1

Anfang 2018 krönte sich King ­
Roger in Rotterdam zur ältesten Welt­nummer 1 der Tennis-Geschichte. «Dass ich das erleben durfte, bedeutet mir die Welt», sagte Federer erst kürzlich. Und 
er scheint sich mit insgesamt 
310 Wochen auf dem Thron irgendwie zufrieden­zugeben. Er weiss: Theoretisch ist die Rückeroberung der 1 auch im kommenden Jahr möglich. Realistisch ist dieses 
Szenario aber – ­zumindest in der ersten Jahres­hälfte – nicht.

Als Weltnummer 3 startet er ­bereits mit 2625 Punkten Rückstand auf Leader Djokovic, mit 1060 auf Rafael Nadal in die Saison. Im Gegensatz zum Schweizer, der sogleich zwei Titel zu verteidigen hat, können die beiden anderen von Jahresbeginn weg punkten. Erst ein Einbruch des Spaniers in der Sandsaison beziehungsweise des Serben in der zweiten Jahreshälfte könnte das Bild in der Weltrangliste wieder ändern.

Aber da sind ja auch noch die Spieler, die Federer von hinten auf die Pelle rücken: Zverev (ATP 4) liegt nur 35 Punkte, Juan Martin del Potro (ATP 5) immerhin noch 1120 Punkte hinter ihm.

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