Federers erster Finals-Gegner
Sock war schon Stalking-Opfer

Aus dem Nichts schafft Jack Sock (25) den Sprung an die ATP Finals und steht am Sonntag gegen Roger Federer im Einsatz. Dabei hätte er andere Pläne gehabt.
Publiziert: 11.11.2017 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:53 Uhr
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Sock beim Training in London.
Foto: Getty Images
Marc Ribolla

Mit diesem Gegner hat Roger Federer an den ATP Finals in London kaum gerechnet. Jack Sock. Der 25-jährige US-Boy trifft heute im ersten Gruppenspiel auf den Maestro. Den Sprung an die Finals schaffte Sock auf den letzten Drücker dank seines überraschenden Turniersiegs beim ATP-1000-Turnier in Paris letzten Sonntag. Dieser katapultierte ihn von Rang 22 auf 9.

Seine Reisepläne im Anschluss an Paris musste Sock deshalb kurzfristig über den Haufen werfen. Eigentlich wollte er mit US-Kollege John Isner diese Woche im Augusta National Golf Club, wo jeweils das Masters stattfindet, Golf spielen. Das Zeitfenster auf dem Kurs war bereits reserviert.

Nun spielt er stattdessen in London und möchte den Arrivierten auf die SOCKen geben. Denn er hat noch höhere Ambitionen. Auf die Frage eines Reporters, ob er nun einen Ausdruck des ATP-Rankings mit Platz 9 einrahmen täte, antwortet Sock: «Ich hoffe, in Zukunft noch eine tiefere Nummer einzurahmen.»

Ex-Agent verfolgte ihn an Turnieren

In seiner bisherigen Karriere läufts Sock nicht immer so rund. Das hochgelobte, athletisch starke Talent mit der peitschenden Vorhand stagniert und pendelt zwischen April 2015 und November 2017 im Bereich der ATP-Plätze 14 bis 36.

Mit ein Grund: Sock wird bei verschiedenen Turnieren immer wieder gestalkt. Allerdings nicht von Fans, sondern von seinem Ex-Manager! Auf besonders perfide Art. Beim Turnier in Indian Wells im März 2016 irritiert Sock im Match gegen Thiem regelmässig ein Geräusch, wie wenn jemand etwas treten würde.

Sock reagiert mit Sarkasmus und zeigt nach dem ersten Satz mit erhobenem Daumen dorthin, wo der Lärm herkommt. Zum Schiri sagt Sock dazu: «Er stört mich jede Woche, jedes Turnier, jeder Match. Er war mein Agent, ich weiss genau, was er macht.» Hintergrund der Stalking-Attacke ist offenbar ein Management-Wechsel, den Sock im Sommer 2015 machte. Und mit dem sein Ex-Manager sich nicht abfinden wollte. Mittlerweile ist das Thema abgehakt und Sock startet seither durch.

Am Olympia gewann er 2016 Gold im Mixed und Bronze im Doppel. Dieses Jahr holte er nebst Paris auch die Einzel-Turniersiege in Auckland und Delray Beach. Der Junge aus Nebraska weiss, weshalb es nun so gut läuft. Gegenüber CNN sagt: «Tennis ist ein sehr physischer Sport, aber die mentale Seite ist auch sehr gross. Ich habe mich die letzten 12 bis 18 Monate darauf konzentriert. Im ersten Spiel in Paris lag ich im dritten Satz zurück und schaffte die Wende. Das hätte ich vielleicht vor ein paar Jahren nicht vollbracht.»

Vollbracht hat er in Paris aber den Riss einer epischen Serie. Sein Triumph ist der erste eines aussereuropäischen Spielers an einem Grand Slam, ATP-1000-Turnier oder den ATP Finals seit 107 Turnieren – oder Roddicks Siegs 2010 in Miami.

Freundin Michala begleitet ihn

Als Belohnung gibts anschliessend einen Siegerkuss von Freundin Michala Burns. Die ehemalige Tennisspielerin der Palm Beach Atlantic University begleitet Sock diesen Herbst bei den Turnieren in Asien und Europa und nun auch nach London. Michala stärkt ihm den Rücken nach einem sportlichen Tief diesen Sommer mit einer Knieverletzung.

Seine damaligen Schwierigkeiten schreibt Sock auch persönlichen Problemen zu, die er laut «New York Times» nicht öffentlich diskutieren möchte. «Es kann auf der Tour einsame Momente geben. Jemanden zu haben, der sich um einen kümmert und ich mich um sie, hilft definitiv.»

Mit den Grossen seines Sports ist Sock übrigens schon bestens vertraut. Im wahrsten Sinn des Wortes. Beim Socken-Quiz von CNN errät er sämtliche zehn Spieler von Borg über Federer bis Raonic und sich selbst. Wenn er an den ATP Finals nur halb so stark auftritt, wie beim Ratespiel müssen seine Gegner sich die ganz warmen Socken anziehen. Als erster heute ab 15 Uhr Roger Federer.

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