Roger Federer, Sie haben am Wochenende einen Helikopter-Flug unternommen. Gut geflogen?
Roger Federer: Wir besuchten Kollegen ausserhalb der Stadt und sind mit dem Helikopter zurückgeflogen. Das ist etwas ganz Spezielles. Über New York zu fliegen, ist etwas Unglaubliches. Es ist schön, die Stadt einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Eine Zusatzrunde hat es leider nicht gegeben.
Haben Sie denn auch mal Zeit, etwas in der Stadt anzuschauen?
Ja, ja, sicher. Das geht schon. Ich kann während des Turniers leider weniger gut planen. Aber eine Stunde in den Park, zwei Stunden ins Museum oder Kollegen treffen, das liegt schon drin. Und New York lädt ja geradezu ein für spontane Entscheidungen.
Wie kam es nach dem Cincinnati-Triumph zur Szene bei der Siegerehrung, als Sie spontan zu Ihren Kindern gingen?
Dort sind die Boxen direkt am Feld. Ich renne nicht gerne irgendwo das Stadion hoch. In diesem Moment wollte ich mich einfach gerne bei meiner Familie und bei Seve Lüthi für die super Woche bedanken. Das war ein wunderschöner Moment.
Realisieren Ihre Zwillingsmädchen, Charlene und Myla inzwischen, was Sie tun?
Sie kennen den Unterschied zwischen Training und Match, zwischen gewinnen und verlieren. Aber sie denken, dass eben viele andere Papis auch Tennis spielen. Sie wissen nicht, ob ich gut oder schlecht bin. Sie wissen zum Beispiel nicht, ob ich besser bin als Stan oder umgekehrt.
Das ist Ihnen aber wahrscheinlich auch egal, nicht?
Es ist völlig unwichtig. Wenn es ihnen wichtig wäre, würde ich ihnen erklären, dass es Ranglisten gibt.
Sie haben zuletzt mit Ihrem Return zu reden gegeben, bei dem Sie sich ganz weit ins Feld wagen. Wie kam es dazu?
Ich versuchte es im Training aus Spass, dann wieder und wieder, und es scheint, dass das für mich nicht sonderlich schwierig ist. Ich werde es also wieder tun. Das Schöne ist ja, dass ich mich richtig darauf freue. Diesen Schlag kannst du nicht halbherzig machen. Du nimmst so viel Risiko, dass du dir nicht erlauben kannst, ihn nicht voll zu machen. Und ich bilde mir ein, dass er beim Gegner Spuren hinterlässt.
Sind Sie überrascht, dass dieser Schlag so hohe Wellen wirft?
Wenn man nach siebzehn Jahren mit etwas total Neuem kommt, das die Welt noch nicht gesehen hat, ist es doch normal, dass die Leute sagen, es sei verrückt. Es macht mir Freude, mal etwas anderes zu probieren. Aber ich gewinne die Matches nicht wegen des Returns. Vielleicht ist er einfach ein Puzzle-Stück, das passt.
Das fehlende Puzzle-Stück zum 18. Grand-Slam-Sieg?
Ich war oft nahe dran. Aber nahe dran zu sein, ist nicht gut genug. Ich denke, ich habe eine gute Chance, möchte aber nicht zu weit nach vorne schauen, denn ich habe ein sehr schwieriges Los erwischt.
Sie haben vor der Auslosung noch mit Ihrem Gegner Leonardo Mayer trainiert: Vor- oder Nachteil?
Wenn ich gewusst hätte, dass wir gegeneinander spielen, hätte ich das nicht gemacht. Ich wusste gar nicht, dass er nicht gesetzt ist. Das war ein Schock. Ich erinnere mich an Shanghai im letzten Herbst. Das war vielleicht mein glücklichster Sieg (Federer wehrte 5 Matchbälle ab, Anm. d. Red.). Es wird eine Herausforderung.
Macht es Ihnen keine Sorgen, dass Sie in den letzten Wochen weniger gespielt haben als Ihre Gegner?
Für mich, meine Frau und die Familie war es schön, nach Wimbledon etwas mehr Zeit in der Schweiz zu verbringen. Ich habe mir den einen oder anderen freien Tag gegönnt. Wenn es aufgeht, war es perfekte Planung. Wenn ich ausscheide, weniger.