BLICK: Sie haben seit Anfang April keinen Ernstkampf mehr bestritten. Hat Sie die Pause ein paar Jahre jünger gemacht?
Roger Federer: Ich bin frisch. Körperlich, aber auch im Kopf. Ich freue mich auf die Spiele, auf die Nervosität vor den Matches. Und durch den Haarschnitt kommen auch noch einmal ein paar Jahre dazu.
Sie sprechen Ihre neue Frisur an. Wessen Idee war das?
Das weiss ich gar nicht. Ich hatte mal wieder Lust auf etwas Kürzeres. Mirka hat es gerne, wenn es etwas kürzer ist. Mir ist es ja eigentlich lieber, wenn meine Haare länger sind, aber für den Sommer ist es doch auch mal gut. So kurz wie jetzt hatte ich sie seit 20 Jahren nicht.
Was haben Sie in Ihrer Pause gemacht?
Ich bin in den letzten Wochen auch noch zum Trainingsweltmeister geworden. Ich habe so viel auf Rasen trainiert in der Vorbereitung auf die Rasensaison wie noch nie, das ist natürlich ideal.
In der Zwischenzeit hat Nadal zum zehnten Mal in Roland Garros gewonnen. Hätten Sie ihn stoppen können?
Am Sonntag nicht, nicht in dieser Verfassung.
Wem haben Sie im Final die Daumen gedrückt?
Ich war schon für Stan, ganz klar. Ich habe mit ihm gefiebert und gehofft, dass er gewinnt. Aber man muss sehen, was Rafa geleistet hat. Das ist unglaublich, das ist historisch. Das gilt es von allen Seiten zu würdigen. Ein Turnier so zu dominieren, in der Art und Weise, wie er es gemacht hat, die Sandplatzsaison insgesamt, aber auch Paris allein, das ist wahnsinnig.
Haben Sie die ATP-Tour während Ihrer Pause verfolgt?
Wenn ich selber nicht dabei bin, schaue ich nicht so viel Tennis. Ich habe ein paar Matches von Stan gesehen und mich gefreut, dass es ihm in Paris gut gelaufen ist. Er hat im Halbfinal einen Super-Match gegen Murray gezeigt, es in den Final geschafft. Gegen Nadal darfst du verlieren. Aber ich hatte natürlich schon gehofft, dass er mehr Chancen hat. Ich war ein bisschen überrascht vom Resultat, wie alle.
Werden Sie sich jetzt bis Ende Saison mit Nadal ein Rennen um die Nummer 1 liefern?
Er hat nach der Sandplatzsaison jetzt viel Vorsprung, aber das wusste ich. Und für mich fängt die Saison ja erst richtig an. Es ist auch absolut nicht mein Fokus, an die Nummer-1-Position zu denken. Sollte es im Herbst zu einem Showdown kommen, wird es eben so sein.
Wawrinka hat neu ihren Ex-Coach Paul Annacone im Trainerstab. Was denken Sie über die Verpflichtung?
Ich finde sie interessant, warum auch nicht. Ich bin eigentlich nicht Fan davon, jemanden für ein paar Monate dazuzunehmen. Aber es kommt auf den Spieler an. Wie viel kannst du aufnehmen, wie sehr bringt es dich durcheinander? Paul ist dafür gut, er hat eine ruhige Art, stellt sicher nicht alles um, sondern wird Stan und seinem Trainer Magnus Norman viel zuhören.
Trainieren Sie heute anders als früher?
Ich muss nicht mehr so viel trainieren. Ich muss pro Einheit auch nicht mehr drei, vier Stunden am Stück spielen, es reichen anderthalb, zwei Stunden. Ich muss mich im Training nicht kaputtmachen. Aber wenn es hart auf hart geht über fünf Sätze, dann muss ich wissen, dass ich es kann. Ich habe mehr Freizeit, mehr Zeit für mich selber und meine Familie. Das ist schön.
Sind Sie heute motivierter im Training?
Ich muss vor allem sehr diszipliniert sein. Besonders, wenn ich in der Schweiz bin. Da gibt es viele Möglichkeiten, sich abzulenken: Du kannst so viele Freunde treffen, sonst etwas unternehmen. Da muss ich sehr strikt sein, alles einzuhalten. Das habe ich seriös gemacht, aber am Schluss war ich froh, dass es die letzten sieben Tage weniger geworden ist. Ich wollte ja frisch sein für die Rasensaison.