Alex de Minaur (Aus, ATP 28) und der 2,11m-Riese Reilly Opelka (USA, ATP 37) verzögern das Halbfinal-Programm mit ihrem Triple-Tiebreak-Match – das der Australier gewinnt – um eineinhalb Stunden. Aber Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude: Um halb sechs Uhr steigt endlich der Traum-Halbfinal in Basel: das Generationen-Duell zwischen Heimstar Roger Federer (38) und dem Griechen Stefanos Tsitsipas (21).
Der Ältere ist der Fittere, soviel steht schon vor Beginn der Partie fest. Denn Tsitsipas hat in dieser Woche rund dreieinhalb Match-Stunden mehr in den Knochen als Federer, der nicht einmal zwei Stunden bis in die Halbfinals – so wenig wie noch nie – arbeiten musste. Wegen Wawrinkas Rückzug genoss er gestern einen freien Tag, vielleicht lag er gar schon im Bett, als sein Gegner spät abends den Serben Filip Krajinovic in drei Sätzen niederrang.
Topstart in den 2. Satz
Die Kräfteverhältnisse sind dann auch von Beginn an recht deutlich verteilt. Federer macht das erste Break zum 3:2, indem er seinen bereits sechsten Breakball nutzt. Nach 43 Minuten hat er mit 6:4 die halbe Miete. Auf die zweite Hälfte scheint er nicht lange warten zu wollen – die Weltnummer 3 startet diesmal gleich mit einem Break. Die Nummer 7 wartet noch immer auf ihre erste Breakchance...
Roger wirkt äusserst entschlossen gegen den jungen Herausforderer, der ihm den Jahresauftakt so heftig vermieste. Bei den Australian Open war er Tsistipas in den Achtelfinals ins Messer gelaufen. Nachdem er sich bereits in Dubai rächte, will er sich die Herzensangelegenheit in Basel zum Entzücken seiner 9000 Fans in der St. Jakobshalle auf keinen Fall nehmen lassen.
Nach 78 Minuten ist Finalticket gedruckt
Federer peitscht seinem Bewunderer, den er am Laver Cup im Europa-Team noch liebevoll unter seine Fittiche genommen hat, die Vorhände um die Ohren. Gesteht ihm mit effektivem Servicespiel in der ganzen Partie nur einen Breakball zu. Schwacher Trost für Tsitsipas: Ihm bleibt ein weiteres Marathon-Match erspart – zu dominant verteidigt King Roger sein heimatliches Terrain. Dieser braucht erneut nicht besonders lange für das 6:4, 6:4, erweitert seine Kurzarbeit bis in den Final um 78 Minuten. «Mit dem Publkum im Rücken hilft es einem einfach saumässig, aggressiv zu sein und dich nicht zurückdrängen zu lassen», lautet Federers Kommentar dazu.
Im Final lauert er nun zum 15. Mal auf den Sieg und bezeichnet es selber als «einfach ein Privileg», so oft um den gleichen Titel zu spielen. Mehr als überall sonst auf der Welt will er auch hier das «Stängeli» – bislang hat er erst im ostwestfälischen Halle zehn Titel geholt. Der 20-jährige Aussie-Boy De Minaur kann sich also gefasst machen. Er wird morgen die gleiche Entschlossenheit in den Augen der Schweizer Legende blitzen sehen wie Tsitsipas.