Rund 1500 Bieler warten am erdigen Strassenrand, wo auf 200
Metern Pflöcke eingeschlagen sind. Hier sollen mal Bäume wachsen, so dass sich die
Strasse in eine schöne Allee verwandelt. Einen klingenden Namen hat sie seit gestern: «Roger-Federer-Allee».
Elegant und von Applaus begleitet erscheint der Superstar zur Einweihung. Und sichtlich gerührt, als ihm der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr das Wort erteilt. «Hier wuchs ich als ganz normaler Teenager auf», erinnert sich Roger an
seine Juniorenjahre im «National Tennis Center» von Swiss Tennis, wo er nach seiner Heimweh-Zeit in Ecublens VD ab 1997 hinzog. «Die heutigen Talente sollen diesen Traum auch leben dürfen.» Dann
verschlägt es ihm kurzzeitig die Stimme.
Als lebende Legende durch eine Strasse verewigt zu sein, berühre ihn sehr. Besonders in einem Ort, zu dem er so viel Bezug habe. Hier bezog er seine ersten Wohnungen, teilte sie mit den Freunden Yves Allegro, Michael Lammer und Sven Swinnen. Hier putzte er wochenlang die Courts – eine Strafaufgabe, weil er mit fliegendem Racket den neuen Vorhang schliss, «als mir wieder mal die Sicherungen durchbrannten». Er habe es oft auf die Spitze getrieben. «Meine Kinder werden das wohl nicht anders machen, aber das ist gut so...»
Heute, mit 34, ist der Swiss Gentleman mit Ehrungen überhäuft. Eine knapp 100 Meter lange Roger-Federer-Allee hat er seit 2012 im deutschen Halle – der Zufahrtsweg zum Stadion, wo der Rasenkönig schon achtmal gewonnen hat. Als Schweizer des Jahres steht sein Name auf dem Gedenkfelsen in Älggi Alp, dem geografischen Mittelpunkt der Schweiz. 2007 erhielt er in der Heimat sogar seine eigene Briefmarke.
Ehrungen verliefen oft emotional, erklärt Federer. «Turnier-Tickets werden auch ohne dich verkauft. Aber du bist stets unsicher, wenn ein grosses Tamtam um deine Person gemacht wird.» Wie in Biel, wo die Menge dankbar die vielen
Autogramme annimmt, die «Roger National» verteilt. Und wo er bei einem Podiumsgespräch geduldig zahlreiche Fragen von Nachwuchstalenten beantwortet.
Schneller verlaufen die symbolischen Akte: der Spatenstich zum Bau der neuen Tennishalle, wo ab nächstem Jahr das neue WTA-Turnier steigt. Und das Zerschneiden des roten Bandes auf der Strasse, die Gäste künftig in seinem Reich willkommen heisst.