Genie schlägt Wahnsinn! Roger Federer (37, ATP 2) setzt sich am Samstagabend gegen Bad Boy Nick Kyrgios (23, ATP 30) in drei Sätzen 6:4, 6:1, 7:5 durch.
Und während es zu Beginn nach einem knorzigen Spiel aussieht, in dem Federer alles andere als unwiderstehlich auftritt, verwandelt sich das Match später zur wahren Roger-Gala.
Die Szene des Abends? Natürlich Federers Zauberschlag im dritten Satz. Beim Stand von 6:4, 6:1, 3:3 antwortet der Baselbieter auf einen exzellenten Kyrgios-Volley mit einem unfassbaren Schlag um den Netzposten herum. Die Halle tobt, Roger ballt nur kurz die Faust – und Nick Kyrgios klappt die Kinnlade runter. Ungläubig schaut der Australier Roger hinterher, will ihm noch ein paar Worte auf den Weg geben.
An der Pressekonferenz verrät der 23-Jährige, welche: «Ich wollte ihm sagen, dass der Schlag gar nicht so gut war.» Gelächter bricht aus im Saal, denn natürlich packt Kyrgios eine gehörige Prise Sarkasmus in diesen Satz rein. Und fängt dann auch an zu Grinsen. «Nein, es war unglaublich. Ich wollte fast, dass er aufhört, solche Schläge zu machen.»
«Es ist Roger – ich war glücklich!»
Kyrgios, der im ersten Satz wacker dagegenhält, ist nach der Drei-Satz-Schlappe allerdings nicht zu Tode betrübt. Der Grund: sein Gegenüber. Auf Twitter schreibt Kyrgios: «Ohne wie ein Fanboy zu klingen, möchte ich Roger Federer gratulieren. Zu gut, GOAT (Greatest of All Time, zu Deutsch: Der Grösste aller Zeiten, d.Red.). Viel Glück beim Ausbauen deiner Führung, hol dir die 21.»
Zum Traumschlag Federers sagt der Aussie: «Wenn jemand anderes einen solchen Punkt gegen mich macht, bin ich wahrscheinlich nicht allzu glücklich. Aber … es ist Roger. Ich war ziemlich glücklich.»
Federer freut sich über den Einzug in die Achtelfinals – und mit ihm seine Familie. Die ist nämlich im Stadion anwesend. Nachdem der Sieg in trockenen Tüchern ist, schwenkt die Kamera – wie es eben Usus ist – in die Box. Die Stimmung ist prächtig. Die Töchterchen klatschen in die Hände, tanzen. Bis sie sich selbst auf dem Videowürfel entdecken.
Vielleicht sparen sie sich die Kraft für Papas nächstes Duell auf. Im Achtelfinal wartet der nächste Australier, John Millman (29, ATP 55). Und wenn Roger gegen Kyrgios Favorit war, ist er es gegen Millman erst recht. (sag/sme)