Nach seinem Out in Monte Carlo spricht Roger Federer in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» frisch von der Leber weg: «Ich hoffe jetzt einfach, dass ich in Istanbul, Madrid und Paris richtig gut spielen kann und bei den French Open Minimum ins Halbfinale komme. Und klar, die Rasensaison mit Halle und Wimbledon ist für mich das Highlight.»
Auch wenn er im August 34 Jahre alt wird, weist Federer weiterhin jegliche Rücktrittsgedanken von sich: «Ich bin überrascht, dass ich schon fast 34 Jahre alt und seit 17 Jahren auf der Tour bin. Mein Ziel war es aber immer, möglichst lange zu spielen. Ich selbst habe früher davon profitiert, noch gegen Andre Agassi spielen zu dürfen. Er hat mir dadurch die Chance gegeben, ihn mehrmals zu schlagen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er auf der Tour geblieben ist und nicht, zack, einfach weg war. Es zeigt eine Grösse, wenn man weiterspielt, obwohl man nicht mehr jedes Turnier gewinnen kann.»
Dass auch jetzt neue Spieler in die Vierer-Phalanx von Djokovic, Nadal, Federer und Murray einbrechen könnten, macht dem 17-fachen Grand-Slam-Champion keine Sorgen: «Die Raonics, Nishikoris und Berdychs sind zwar alle sehr gut, aber jetzt sind doch wir vier wieder vorne. Ich glaube, dass vor allem Djokovic, Nadal und ich etwas Spezielles haben. Wir ziehen es auf jedem Belag durch, haben körperlich, mental oder beim Spiel Extra-Kapazitäten, die uns erlauben, häufig zu gewinnen.»
«Ich und meine Familie sind wie eine Lawine»
Eigenschaften, die es auch für den oft stressigen Tour-Alltag braucht. Vor allem, wenn man mit einer grossen Familie unterwegs ist. Federer: «Durch das viele Gepäck ist man nicht mehr so flexibel, sondern wie eine Lawine unterwegs. Es ist aber lustig, dass wir viele Leute sind und man sich in der Gruppe verstecken kann. Es ist ja für mich selbst überraschend, dass ich so eine grosse Familie habe und trotzdem noch spiele. Als ich früher eine Vision von mir als Tennisspieler hatte, war ich immer allein unterwegs.»
Wird er in Zukunft etwa Trainer seiner Töchter? «Ich werde sie unterstützen und schauen, wie weit sie es bringen - egal, in welcher Sportart. Für mich ist es wichtig, dass sie am Sport interessiert sind, wegen der Koordination, der Athletik, und damit sie lernen, zu verlieren und zu gewinnen. Ich kann sie sicher gut unterstützen, aber coachen eher nicht.»
«Mir ist schnurz, ob ich Nummer 6 oder 10 bin»
Die Wutanfälle als Jugendlicher hat Federer nicht mehr. Dennoch kann er sich aber auch heute noch immer mächtig ärgern. «Früher habe ich den Schläger manchmal in den Wald geschmissen, aber dann musste ich ihn wieder holen. Es ist aber schön, zu erleben, dass ich dieses Feuer meiner Jugend noch habe und dass es immer noch in mir brennt», so Roger.
Für die Zukunft und bezüglich der Weltrangliste gibt er sich gelassen: «Es ist wichtig, in der Setzliste eines Turniers zu den Top 8 zu gehören. Das hilft, bei der Auslosung den grossen Namen in den frühen Runden aus dem Weg zu gehen. Ob ich aber zum Schluss die Nummer 6 bin oder die Nummer 10, das ist mir schnurz. Lieber die Nummer 1.» (wst)