Es ist einfach Wahnsinn! Mit bald 38 Jahren spielt sich Roger Federer (ATP 3) zum 12. Mal in den Wimbledon-Final. Elf Jahre nach der epischen Fünf-Satz-Final-Pleite gegen Rafael Nadal (33, ATP 2) kann er sich am Spanier revanchieren. Federer siegt nach knapp drei Stunden in vier Sätzen mit 7:6, 1:6, 6:3, 6:4.
Schon der erste Satz ist ein Krimi, der erst im Tiebreak entschieden wird. Die Games sind kurz. Als einziger schnuppert nur einmal Federer am Break. Doch Nadal wehrt die Chance bei 3:4 ab. Im Tiebreak liegt Rafa zwar zweimal mit Minibreak im Vorteil, doch Federer gelingen fünf Punkte in Folge zum 7:3. Den Satzball verwandelt er mit einem Vorhandwinner longline traumhaft. Nadal braucht eine Pause und verschwindet kurz in den Katakomben.
Die ersten zwei Breakmöglichkeiten bieten sich Rafa danach früh. Federer macht sie aber bei 0:1 zunichte. Gleich darauf sieht sich Nadal zwei Breakchancen gegenüber, die er auf ebenso souveräne Weise zerstört.
Zweiter Satz zum Vergessen
Dann passiert der Schock-Moment! Zu Null schenkt Federer mit unerzwungenen Fehlern dem Gegner das Break. Nadal führt 3:1 und hat Oberwasser. Das Momentum kippt. Federer verspringen die Bälle mehrfach am Racketrahmen. Nadal schafft ein zweites Break zum 5:1, Roger wirkt plötzlich lustlos und der Satz ist deutlich mit 1:6 weg. Nach 89 Minuten beginnt alles von vorne.
Federer fängt sich wieder. Er drückt dem Spiel den Stempel auf und realisiert im Dritten das Break zum 3:1! Es bleibt jedoch eng. Roger leistet sich im folgenden Game im dümmsten Moment einen Doppelfehler - Breakchancen Nadal!
Der Spanier schaffts aber nicht, Federer hält zum 4:1. Ohne Schwierigkeiten serviert er kurz darauf den dritten Satz 6:3 heim. Die längeren Ballwechsel gehen in jener Phase mehrheitlich zugunsten des Maestros aus.
Hitchcock bis zum Schluss
Der vierte Satz bietet wieder alles, was das Tennis-Herz begehrt. Breakchance für Federer bei 1:1. Er kann sie prompt ausnutzen und legt den Grundstein für den Erfolg.
Schon beim Stand von 5:3 kommt Federer bei Aufschlag Nadal zu ersten zwei Matchbällen. Die Entscheidung fällt aber noch nicht.
Ganz ohne Hitchcock-Schluss gehts dann trotzdem nicht. Als Federer selber bei 5:4 zum Match aufschlägt, entwickelt sich ein Hin und Her von Matchbällen und Breakbällen! Nadal kommt aus dem Nichts heraus nochmals ran. Doch Federer lässt nichts mehr anbrennen. Ein Jubel-Tag fürs Schweizer Tennis!
Nebst der Rache für 2008 ist es auch die Revanche für den verlorenen Roland-Garros-Halbfinal vor einem Monat. Im 40. Direktduell verkürzt Federer damit auf 15:25.
Jetzt wartet Djokovic im Final
Zum 31. Mal in seiner Karriere steht Federer in einem Grand-Slam-Final! Am Sonntag kann er in Wimbledon den neunten Titel holen und den 21. insgesamt. Der Knüller steigt um 15 Uhr Schweizer Zeit.
Auf der anderen Netzseite wartet dann mit Novak Djokovic der nächste Erzrivale. Der Serbe schlägt zuvor Roberto Bautista Agut ebenfalls in vier Sätzen und kann das Duell Federer–Nadal bequem am TV verfolgen.
Im Direktvergleich stehts 25:22 für Djokovic. Gegen keinen anderen hat Federer öfters gespielt.