Federer nach Niederlage
«Ich habe versucht, die Blutung zu stoppen»

Enttäuscht, aber keineswegs niedergeschlagen nimmt Roger Federer in der Medienkonferenz das Halbfinal-Out gegen Novak Djokovic hin. «Er war heute der Bessere», erkennt er an – traut sich aber nach wie vor zu, den Djoker eines Tages zu knacken.
Publiziert: 28.01.2016 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:53 Uhr
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Roger Federer an der Pressekonferenz nach dem Halbfinal-Out gegen Djokovic an den Australian Open.
Foto: AFP
Aufgezeichnet von Cécile Klotzbach

Roger Federer, wie war Ihr Plan zu Beginn der Partie?

Ich hatte einen Plan, hatte Ideen, was ich machen wollte. Aber es funktionierte nicht. Es war schwierig, gegen ihn zu variieren. Novak retournierte zu gut, hatte eine gute Länge, konterte aus allen Winkeln – das ist seine Stärke. Am Anfang ging alles sehr schnell. Erst wenn du mal 1:4 mit Doppelbreak hinten liegst, kommt der Moment, dass du endlich befreit aufspielen kannst und mal was ausprobieren, was dir im nächsten Satz helfen kann. Aber sein Selbstvertrauen ist momentan so gross, dass er sich alles traut, mehr und mehr Risiko nimmt. Ich habe das eigentlich erwartet. Aber dieses Mal hat er vieles zu gut gemacht. Vorallem zu Beginn des Matches. 

Was hätten Sie besser machen können?

Es war nicht das Ziel, langsam anzufangen und aufholen zu müssen. Ich bin sicher enttäuscht über den Fehlstart. Aber die ersten beiden Sätze geben mir jetzt nicht den Nackenschlag. Immerhin konnte ich mich gut zurück kämpfen, mal ein Match draus machen. Ich glaubte daran, den Satz drehen zu können. Du darfst dich nicht entmutigen lassen, musst aggressiv bleiben. Ich kam mehr und mehr ins Spiel. Aber das Ende gilt es jetzt zu akzeptieren. 

War er in den ersten beiden Sätzen besser denn je?

Ich sah ihn schon so zuvor so gut spielen. Es ist einfach hart, wenn er gleich so startet. Ich habe zwar versucht, die Blutung zu stoppen. Aber wenn Novak erst einmal so stark retourniert wie einst Andre Agassi, ist das ein schwieriges Unterfangen. So sind die ersten beiden Sätze sind im Nu verloren.

Sie verloren in 44 Matches gegen Djokovic erst einmal einen Satz 1:6. Waren Sie doch zu passiv? 

Ehrlich, ob ich 1:6, oder 6:7 verliere, ist mir ziemlich egal. Einen Satz abgeben ist generell keine gute Sache. Ich weiss aber, dass der erste Satz gegen ihn sehr wichtig ist. Er ist die Weltnummer 1, voller Vertrauen – ein guter Frontrunner.

Störte es Sie, dass nach dem dritten Satz das Dach geschlossen wurde?

Vielleicht, ja etwas. Aber wenn ich ehrlich bin, denke ich nicht, dass es matchentscheidend war. Es war so oder so ein schwieriger Zeitpunkt. Aber wir wurden bereits vorher darüber informiert, dass es passieren könnte.

Werden Sie ihn jemals an einem Grand-Slam-Turnier nochmals schlagen können?

Auch ich habe viel Selbstvertrauen, wissen Sie? So schnell geht das nicht weg. Ich habe nie Angst vor einem Gegner, auch nicht wenn er auf der Höhe ist. Mein Start in die Saison ist gut. Ich hatte eine schwierige Auslosung hier und stand dennoch im Halbfinal. Ich weiss, Ihr denkt, ich sei zu alt, aber ich kann noch immer fünf Stunden lang rennen. Diesbezüglich bin ich nicht besorgt, das zeigen mir auch die Trainings. Novak zu schlagen war nie leicht und wird es auch nie sein. Für niemanden, nicht nur für mich. Aber er ist auch der einzige in den letzten Monaten, der mich bezwingen konnte. Neben Stan in Paris. Aber heute war er zu stark. 

Wird Djokovic über die nächsten Jahre sogar noch dominanter sein können als Sie, weil nicht mehr solche Ausnahmespieler nachrücken?

Sie müssen aufpassen, was für Fragen Sie stellen, das könnten einige Spieler falsch verstehen. Ich denke, es rücken sehr gute Spieler nach! Was Djokovic macht, ist erstaunlich. Aber es wird hart sein, dieses Level zu halten. Ob er besser sein wird als ich? Ich weiss es nicht. Ich denke, wir alle – Nadal, Djokovic, Murray oder Stan – sind zufrieden mit unseren Karrieren. 

Der schönste Punkt der Partie gehört Ihnen. Ein Trost? 

Der gehört zu den Top Hundert! Aber gleich darauf musste ich diesen Netz-Roller hinnehmen – das holte mich dann ganz schnell wieder runter. Aber es war ein schöner Punkt – und ein schöner Applaus. Ein cooler Moment, ich bin sehr happy über die grosse Unterstützung der Fans. Sie wollten mich siegen sehen. Sie sind mit der Grund, warum ich noch spiele. Für solche Momente, in denen du dich so geschätzt fühlst, trainiere ich. Ich wünschte einfach, das heutige Resultat wäre besser. Nun gehe ich weg von hier und freue mich bereits, nächstes Jahr wieder zu kommen. Ich kann das nächste Turnier kaum abwarten. Alles ist einfacher mit einem Publikum wie diesem – das fühle ich auch heute nach dieser Niederlage.

Wie geht es in den nächsten Wochen für Sie weiter?

Wie immer nach einem Grand Slam lege ich erst einmal eine Pause ein. Der Heimweg ist lang, bei einer solchen Reise läuft bei uns auch immer viel... Ich freue mich aber auf die nächsten Wochen – sie werden etwas ruhiger, bevor es in Rotterdam dann wieder los geht.

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