Es fiel sofort jedem auf. Der sonst glatt rasierte Roger Federer, dessen Frisur auch nach fünf Sätzen noch perfekt sitzt und der nie zu schwitzen scheint, kam ungewohnt rebellisch daher. So spielte er gegen Weltnummer 1 Novak Djokovic dann auch: aggressiv, locker und befreit. Bis hin zu seinem 50. Sieg an den ATP-Finals, wo er seinen 7. Weltmeistertitel anstrebt.
Auf den verschiedenen Kanälen im sozialen Netz wurde noch während der Partie über des Schweizers Dreitagebart debattiert. Schnell machten witzige Cartoons von Bartli-Roger die Runde. Auch Federer selbst scherzte, als er von der Platz-Interviewerin darauf angesprochen wurde: «Das Wasser hier in London muss sehr speziell sein. Ich rasierte mich am Morgen, und schon steht der Bart wieder.»
Vor den Medien war er dann ehrlicher: «Es gibt keinen besonderen Grund dafür. Ich liess das Rasieren einfach drei Tage aus. Mal sehen, ob ich morgen Lust dazu habe», sagte er und zuckte lässig mit den Schultern. Er sei aber nicht der Einzige, der das zu bestimmen habe. «Es hängt auch von meiner Frau und den Kindern ab. Vielleicht beklagen sie sich ja, dass es zu sehr pikst.»
Noch letztes Jahr hätte sich jemand anders beklagt: die Firma Gillette. Der Vertrag mit dem Rasierklingen-Hersteller verpflichtete den Tennisstar, sich anständig rasiert in der Öffentlichkeit zu zeigen. Doch der Kontrakt lief Ende 2014 aus.
Diese neu gewonnene Freiheit steht und tut ihm gut. Mit Glücksbart sichert sich Federer den Einzug in die Halbfinals und die Führung im persönlichen Vergleich mit Djokovic (22:21). Er fügt dem serbischen Überflieger dabei die erst sechste Saison-Niederlage zu und stoppt dessen Serie von 23 Siegen – seit 2012 sogar 39 Indoor-Siege!
Im gleichen Stil darf es heute gegen Kei Nishikori (15 Uhr, live auf SRF 2) gerne weitergehen. Solange «Bartli» Roger auch ihm den Schneid abrasiert, ist uns sein wilder Look total egal.