Roger Federer, wie war Ihre Nacht?
Viel geschlafen habe ich nicht! Wir hattens noch gemütlich im Kreise der Familie und Freunde. Wir waren in einer Bar, keine grosse Party, es wurde einfach zu spät mit allen offiziellen Terminen, die ich gestern Abend noch hatte. Es war bereits drei Uhr morgens, als ich von der Anlage kam. Aber die Feier geht weiter, sobald wir zurück in der Schweiz sind. Ich freue mich auf etwas Winter zuhause. Auf den Schnee, auf die Olympiade, die ich verfolgen werde. Vor allem bin ich froh, dass ich es in den nächsten paar Wochen ruhiger habe. Dass ich nicht mehr so im Scheinwerferlicht stehen werde. Ich werde mich erholen können, das war früher nicht so, da gings oft gerade weiter auf der Tour. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich müde. Aber ich beschwere mich nicht – ich habe meinen 20. Grand Slam, da stehe ich gerne hier.
Wieviele Anrufe und Nachrichten hatten Sie?
Viele, viele – so viele wie fast noch nie. Monsieur Berset rief mich an, und fast alle, die meine Nummer haben, schickten mir eine SMS. Wow! Das waren doppelt so viele Nachrichten wie sonst. Höchstens vergleichbar mit letztem Jahr. Je älter ich werde, desto toller scheinen es alle zu finden. Ich kenne mit den Jahren natürlich auch immer mehr Leute.
Haben auch Ihre Kinder schon gratuliert?
Wir waren früh morgens zurück, da schliefen alle noch. Aber ich ging noch bei den Mädchen im Zimmer vorbei, wollte schauen, ob sie gut zugedeckt sind. Dann wurde Myla ganz kurz wach, sprang auf und fragte: Häsch gwunne? Als ich ja sagte, hat sie sich mega gefreut. Auch Charlene. Das war echt herzig.
Wann reisen Sie ab?
Zum Glück erst heute Abend, so müssen wir nicht gleich an den Flughafen stressen. So können wir den Tag ausklingen lassen, das ist schön. Zurück in der Schweiz werden wir die Berge geniessen, runterfahren und abtauchen. Der Match for Africa in San Jose ist das einzige, was ich vor Indian Wells geplant habe. Den Rest muss ich erst noch entscheiden. Möglichst schnell, ich denke in drei, vier Tagen weiss ichs.
Werden Sie wirklich nicht in Dubai spielen, wo Sie doch die Weltnummer 1 werden könnten?
Schauen Sie, ich wollte mich einfach erst nach diesem Turnier entscheiden. Wenn ich weiss, wieviele Dreisätzer ich schaffe, wieviele Fünfsätzer ich in den Knochen habe, ob ich verletzt bin, oder gesund. Das alles werden wir jetzt im Team und mit der Familie anschauen und dann entscheiden, wie es weiter geht – auch mit der Sandplatz-Saison.
Wie fühlt sich Ihr Körper am Morgen danach an?
Es geht eigentlich. Ich spüre meine Füsse, am Schluss tat jetzt auch noch der Rücken etwas weh. Ich weiss nicht, ob das von den fünf Sätzen kommt oder weil ich den schweren Pokal die ganze Zeit durch die tragen muss. Aber es ist wunderbar, so problemlos durchs ganze Turnier zu kommen.
Und wie steht es um Ihre Gefühle?
Ich bin immer noch etwas durcheinander und froh, dass es vorbei ist. Es gibt viel zu verarbeiten. Diese Wahnsinns-Zahl 20! Unglauben schwingt auch mit, dass ich es wieder geschafft habe. Damit hatte ich wie letztes Jahr nicht gerechnet. Wahrscheinlich komme ich nächstes Jahr hierhin und rechne damit – und dann verliere ich.... Es ist einfach surreal: Das ganze Turnier, der Weg in den Final, den ich auch hätte verlieren können, meine verheulte Rede – all diese Dinge machen es sehr speziell und das muss jetzt erst einmal sinken.
Kommen Sie nächstes Jahr nach Melbourne zurück?
Ja, das würde ich gerne, ich hoffe es doch sehr! Ich wollte das gestern auch dem Publikum noch sagen sollen, aber habs dann vergessen vor lauter Aufgewühltheit. Es war mir in erster Linie wichtig, allen Leuten zu danken, die mir auf diesem Weg geholfen haben.