BLICK: Roger Federer, bei wie viel Prozent ist Ihr Rasen-Spiel angekommen?
Roger Federer: Ich bin sicher nahe an den 100 Prozent meiner Leistung auf Rasen. Das ist nach drei Monaten Turnierpause schon mal super! Ich glaube, mein Grundlinienspiel muss noch ein Tick besser werden. Aber ich denke, das kommt dann automatisch in Wimbledon. Mit dem Aufschlag bin ich zufrieden. In Stuttgart und Halle habe ich gutes Serve-und-Volley-Tennis gespielt und oft den Weg ans Netz gesucht – ich würde es aber gerne noch mehr machen.
Trainieren Sie in der Woche vor dem Start noch daran?
Das ist Teil der Vorbereitung. Aber wichtig ist jetzt, dass ich diese Woche konsequent mit meiner Mannschaft alles richtig mache. Wie viele Pausen ich einlege, wie viel ich trainiere, wie intensiv und spezifisch. Samstag werde ich wohl noch einmal frei nehmen. Die Erholung ist vor Wimbledon das absolut Wichtigste – denn es könnte hart werden.
Haben Sie Sorge, etwas überspielt zu sein?
Wie Sie wissen, kenne ich die Wichtigkeit von Wimbledon. Ich weiss, wie viel Ruhezeit ich brauche. Und mein Programm vor Wimbledon ist nicht sehr voll bepackt – ich habe fast keine Sponsoring- oder Medientermine. Ich wusste, dass Stuttgart und Halle intensiv werden könnten. Mein Fokus liegt deshalb nur auf Trainings- und Ruhezeiten. Deshalb sehe ich kein Problem – es sei denn, ich hole mir noch eine Verletzung. Das sieht aber im Moment nicht so aus, ich mache mir also keine Sorgen.
Nach Ihrer Final-Niederlage in Halle geht es in Wimbledon nun nicht um den 100. Titel oder die Verteidigung der Nummer 1 – nimmt Ihnen das etwas Druck?
Schon nur den Titel zu verteidigen ist ein grosser Druck – insofern macht der Verlust der Nummer 1 jetzt keinen Unterschied. Ich hätte lieber in Halle gewonnen. Siegen ist immer gut, verlieren sollte immer wehtun. Aber ich habe Deutschland definitiv erhobenen Hauptes verlassen. Vom Feeling her wäre ein Sieg noch etwas positiver gewesen, aber ich denke nicht, dass der verlorene Final mein Selbstvertrauen zerstört hat. Meine Erfahrung wird mir helfen. Vor allem, weil ich es liebe, nach Wimbledon zu kommen. Die Vorfreude ist gross. Für mich ist dieser Titel immer noch das Nonplusultra. Es ist wundervoll, dass ich das Turnier eröffnen kann. Egal, ob ich nun in Halle gewonnen oder verloren habe: Ich bin einer der Favoriten hier.
Ist Rafael Nadal das auch?
Sicher ist Nadal neben mir ein Favorit. Wer zwei Mal dort gewinnt, tut das nicht zufällig. Ich nehme an, Rafa wird topfit sein. Er ist weit mehr als der Sandplatz-König, als den man ihn kennt und bewundert. Die Leute wissen mittlerweile, dass er aggressiver, offensiver spielt und darum auch auf schnelleren Belägen besser ist.
Erstaunt es Sie, dass es nach so vielen Jahren immer noch heisst: Federer oder Nadal?
Bei mir geht es um mehr, als um Direktduelle mit Nadal: Nämlich um die Gesundheit, und darum, die Freude am Tennis beizubehalten. Aber es ist schon irgendwie komisch: Früher ging es immer um die Welt, wenn ein junger Spieler wie Borna Coric irgendeinen Top-Spieler geschlagen hat. Heute habe ich das Gefühl, wenn du nicht Rafa, mich oder Djokovic schlägst, interessiert es fast niemanden mehr.
Denken Sie bei den Matches daran, was für Sie auf dem Spiel steht?
Das kommt auch darauf an, wie viel ich im Vorfeld darüber sprechen muss, wie oft man mich darauf anspricht. Es hat Positives wie Negatives, wenn man darüber nachdenkt. Aber das Hauptziel ist, Turniere zu gewinnen – von dem her sind Zahlen und Rekorde zweitrangig.
Wie viel bedeuten Ihnen diese?
Es kommt sehr darauf an, welche Zahlen. Es ist schon sehr speziell, in der Geschichte meines Lieblingssports persönlich so da zu stehen. Dass ich einmal in den Rekordbüchern stehen würde, hätte ich als kleiner Bub niemals gedacht. Das Ziel war, so gut wie möglich zu werden, hoffentlich auf den grossen Plätzen dieser Welt zu stehen, vielleicht mal irgendein Idol von mir zu treffen. Und ja, mal einen Pokal in die Höhe zu stemmen. Aber nicht solche Zahlen zu erreichen! Das war für mich irgendwie unmöglich. Darum ist wohl meine Freude am Tennis noch so gross. Denn innerlich bin ich immer auf dem Boden geblieben, weiss: Das ist nicht normal, nicht die Realität. Aber ich akzeptiere es und nehme es als Herausforderung an, meine Titel zu verteidigen oder gewisse Messlatten noch höher zu setzen.
Die Nummer 1 dürfte immer ein Motivator sein ...
Es sind genau diese Herausforderungen. Es sind immer spezielle Situationen, wenn die Nummer eins auf dem Spiel steht. Sobald die Führungsposition auf der Kippe steht, ist das ein grosses Gesprächsthema. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich so was immer noch schaffen kann. Sogar mehr als ein Mal in dieser Saison.
Genau deshalb werden Sie sogar von anderen Sportlern mit einem Laureus Award ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen sowas?
Das ist natürlich eine Riesen-Ehre! Aber das schöne an solchen Veranstaltungen ist, dass sie mir die Möglichkeit geben, mich am Mikrofon auf einer ganz grossen Bühne bei Menschen zu bedanken, die mir auf meinem Weg geholfen haben. Zudem kann ich meinen Sport ausserhalb des Tennis promoten, indem ich mit anderen Superstars wie Usain Bolt verglichen werde. Nur schon mit diesen anderen Stars zu reden, sich beispielsweise über Stiftungen auszutauschen, ist eine Bereicherung.
Sind Ihre Pläne für das Karriereende schon konkreter?
Das Ende ist näher als je zuvor, das ist normal. Aber wann das sein wird, weiss ich auch nicht. Für die Zeit danach möchte ich noch gar keine konkreten Pläne haben, ich lasse mir lieber erst einmal alles offen und nehme mir Zeit für die Familie. Sicher ist: Das Leben bleibt auch danach interessant und lustig – vor allem mit meinen vier Kindern. Aber klar, je älter sie werden, desto ernster wird es auch, zum Beispiel mit der Schule. Ich freue mich darauf, bin selbst gespannt. Ich glaube aber, dass der Sprung ins Danach ganz okay sein wird.
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Gewinnen Sie zwei signierte Roger-Fahnen
Es war ein historischer Montag, der 19. Februar 2018! Als ältester Spieler der Geschichte erklomm Roger Federer 36 wieder den Weltranglisten-Thron. Ein weiterer Rekord in einer unfassbaren Karriere, den BLICK mit einer speziellen Aktion in einer Sonderbeilage würdigte. Die Redaktion hisste eine extra hergestellte Federer-Fahne an den berühmtesten Orten der Schweiz. Ob auf dem Bundeshausplatz oder der Kapellbrücke – die Schweizer huldigten King Roger, posierten für Fotos mit unserem Sport-Helden.
Jetzt können Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in den Besitz der Federer-Fahnen kommen, denn BLICK verlost beide Flaggen! Der Erlös des Gewinnspiels geht vollumfänglich in die Stiftung «Roger Federer Foundation», die benachteiligte Kinder in Afrika und der Schweiz im Bereich Bildung unterstützt. Dem Tennis-Maestro gefällt die Idee: Als BLICK nachfragte, nahm er sich am Rasenturnier von Stuttgart mit Freude die Zeit, die beiden Flaggen zu bestaunen und unterschreiben.
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Teilnahmeschluss ist am 3. Juli um 24 Uhr. Die Gewinner werden anschliessend benachrichtigt. Mit der Teilnahme erklären Sie sich mit den AGB und Datenschutzbestimmungen auf www.blick.ch/tnb einverstanden.