Was für einen Präsidenten sähen Sie gerne als Nachfolger von Kermode?
Roger Federer: Wir brauchen einen guten Leader. Und jemanden, der das Spiel gut kennt. Ansonsten verlieren wir wieder ein Jahr, bis der Neue alle Leute kennengelernt hat, usw. Das kennen wir von früheren Zeiten. So oder so liegt jetzt wieder viel Arbeit vor uns.
Es heisst, Novak Djokovic spiele eine tragende Rolle in diesem Konflikt...
Für mich ist es schwer, eine klare Meinung dazu zu haben, denn ich bin politisch nicht mehr engagiert. Es ist mir wichtig, dass ich die Gründe, das Motiv kenne. Was hat Kermode, für den ich gewesen wäre, anscheinend nicht gut gemacht? Ich will wissen, was als nächstes auf der Agenda steht. Ich muss überlegen, ob ich mich zum Wohle der Tour wieder engagieren soll. Mein Name gibt mir gewisse Kraft. Vielleicht kann ich mich wenigstens wieder mehr einbringen. Es ist ja nicht so, dass mich das Ganze nicht interessiert. Ich will nicht die ganze Zeit reinfunken, kann aber auch nicht einfach wegsehen. Doch eigentlich will ich, dass die Leute, die das Zepter in der Hand haben, was machen.
Wissen Sie denn jetzt, was genau passiert ist, oder sind noch immer Fragen offen?
Ich habe mich in den letzten Tagen informiert, mich mit Rafael Nadal ausgetauscht – jetzt sind wir wenigstens mal auf dem gleichen Stand und das ist schon mal wichtig für uns. Aber sicher habe ich noch Fragen. Ich weiss es jetzt halbwegs, würde aber gerne mal mit dem Vorstand reden.
Also mit Djokovic. Konnten Sie ihn mittlerweile treffen?
Nein, bis jetzt noch nicht. Ich habe versucht, ihn zu treffen – am Stichtag kurz vor der Abstimmung. Aber er hat leider keine Zeit. Er sagte, es laufe viel momentan, wir könnten uns ja am nächsten Tag treffen. Aber dann war ja schon alles passiert und entschieden. Das ist für mich natürlich... (lange Pause) ...schwer verständlich. Aber es ist okay, er hatte sicher viel am Hut mit der ganzen Geschichte.
Wo sehen Sie die Hauptbaustelle im ganzen Konflikt?
Wichtig ist: Wo will die Tour hin, mit wem und wie? Wenn das mal klar ist, beruhigt sich die Lage vielleicht wieder – bei mir und vielen anderen Spielern, die wie ich hinter Chris Kermode standen. Das Problem ist: Jeder hat andere Prioritäten – den einen geht es ums Preisgeld, anderen um den Kalender, wieder anderen um Macht. Man weiss gar nicht, wo anfangen, ein Plan wäre wichtig.
Also machen Sie sich ein wenig Sorgen?
Ein wenig vielleicht. Aber eigentlich läuft die Tour ja gut. Es gibt viele super Matches, das Preisgeld ging hoch, die Stadien sind voll, die ITF bemüht sich um Innovation, die ATP auch, der Laver Cup läuft gut. Nur die Politik ist in Aufruhr, weil die Spieler weder untereinander noch mit den Turnieren gleicher Meinung sind. Das alles macht die Situation explosiv und führt zu einer Unsicherheit. Das kann schon Sorgen bereiten.