Das neue Jahr ist für sie ein Neustart – in vielerlei Hinsicht. Seit September trainiert Stefanie Vögele (WTA 112) in Prag. Im Tennisclub Sparta, wo sie in einigen starken Tschechinnen gute Trainingspartnerinnen hat. «Es ist eine wunderschöne Stadt, super Essen und dazu einiges billiger als in der Schweiz», schwärmt die 27-jährige Aargauerin. «Vorallem aber war es Zeit für was Neues.»
Steffi hat eine schwierige Zeit hinter sich gelassen. Vor etwas mehr als zwei Jahren starb ihr geliebter Vater, der sie oft auf der Tour begleitete, an Krebs. Stefanie, ihre Mutter und die drei Schwestern litten sehr darunter. «Meiner Mutter ging es lange Zeit gar nicht gut, im Familienkreis kamen immer wieder viele Erinnerungen auf», so die Tennisspielerin, die zwischen ihren Turnieren immer wieder zuhause in Leuggern wohnte.
«Das hat ihr nicht immer gut getan», weiss Ivo Werner. Steffis langjähriger Coach ist zu einer Art Ersatzvater geworden, der laut Vögele «immer für mich da war und mich sehr unterstützt hat.»
War sie bei ihrer Familie, sei sie mental nicht parat auf die Tour zurückgekehrt. «Die ganze Familie musste sich neu finden, auch Steffi. Mit ihrem Vater konnte sie immer viel über Tennis reden, ihre Mama war nie für die sportliche Seite da.»
Dazu habe Vögele daheim in Leuggern oft mit Männern trainieren müssen. «Auch das ist nicht immer ideal», so Werner, «Männer spielen ganz anders als Frauen, vorallem servieren sie anders.»
In Prag seien die Bedingungen nun ideal, sagt der gebürtige Tscheche Werner, der dort eine Wohnung besitzt. Hier kann Steffi leben und – wenn sie nicht mit den Tschechinnen trainiert –mit ihrem neuen Konditionstrainer Peter Pech vermehrt ihr Glück beim Fitness-Training suchen. «Ich fühle mich bereits viel fitter als sonst», so Steffi, die drei Qualifikations-Matches über je drei Sätze in den Knochen hat und morgen ihr Auftakt-Match an den Australian Open gegen Kurumi Nara (WTA 77) bestreitet.
Die Japanerin ist eine alte Bekannte – an den letzten US Open besiegte sie die Schweizerin ebenfalls in der Startrunde. «Da ging mir im zweiten Satz die Luft aus, das sollte mir jetzt nicht mehr passieren.»
Vögele hat Abstand genommen von den vergangenen Dämonen, die es zu bewältigen galt. «Es brauchte Zeit, bis sich alles wieder einpendelt. Auch meiner Mutter geht es wieder besser», sagt sie. «Das alte Sprichwort gilt, die Zeit heilt die Wunden. Heute erinnern wir uns wieder mehr an die schönen Dinge, als an die traurigen.»