Ex-Tennis-Profi Mardy Fish spricht über Duell mit Federer
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«Ich wusste nicht, was tun»:Ex-Tennis-Profi Mardy Fish spricht über Duell mit Federer

Ex-US-Star Mardy Fish packt aus
Die Angstzustände vor dem Federer-Match machten sein Leben zur Hölle

Er wollte die Tennis-Welt erobern und verlor dabei die Kontrolle. Ex-Profi Mardy Fish erzählt von seinem Absturz.
Publiziert: 20.09.2021 um 11:11 Uhr
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Mardy Fish erzählt in einer Netflix-Doku von seinem brutalen Absturz.
Foto: keystone-sda.ch

An den US Open 2012 wird alles zu viel. Mardy Fish, der Hoffnungsträger der Amerikaner, zerbricht unter dem Druck. Es passiert im Drittrundenspiel gegen Gilles Simon, als der Achtelfinal gegen Roger Federer winkt.

«Jeder erwartete, dass ich etwas Grossartiges mache. Und plötzlich, am Ende des dritten Satzes spürte ich, wie die Angst auftauchte», sagt Fish in der neuen Netflix-Doku-Serie «Untold», die in der Episode «Breaking Point» seine Karriere beleuchtet. «Ich weiss nicht, wie ich weiterspielen konnte, ich verstehe es immer noch nicht. Ich erinnere mich an keinen einzigen Punkt.»

Und trotzdem setzt er sich gegen Simon durch. Der grosse Tag des Matches gegen Federer – er wird die Hölle. Es beginnt schon im Auto auf der Fahrt an die Anlage. Fishs Frau Stacey steht ihm bei, merkt dass mit ihrem Mann etwas nicht stimmt. «Du musst nicht spielen», sagt sie.

«Ich brach vor allen zusammen. Tennis war mir genommen worden»

Doch Mardy Fish reagiert zuerst verständnislos. «Ich hatte mein ganzes Leben dem Ziel gewidmet, dahin zu gelangen. Das war das Spiel, für das ich 13-jährig mein Zuhause verlassen hatte.» Aber so hatte er sich diesen Tag nicht vorgestellt. «Alle beobachteten mich, und ich wollte nur weglaufen, verschwinden», erklärt er. «Ich konnte die Angst nicht unterdrücken, mir liefen die Tränen.»

Er kann nicht spielen und tritt nicht an gegen Federer. Als er es den Offiziellen mitteilt, bricht er vor allen zusammen. «Tennis war mir weggenommen worden.» Fish stürzt in ein Bodenloses Loch.

Die Angstattacken machen sein Leben fortan «zur Hölle», wie er es selber sagt. In den Jahren 2013 und 2014 spielt er kaum, begibt sich in psychologische Hilfe. «Ich weiss nicht, ob ich noch hier wäre, wenn ich keine Hilfe, keine Medikamente bekommen und nicht die ganze Zeit jemanden an meiner Seite gehabt hätte», sagt Fish.

2010 trainierte er wie besessen

Sein Absturz begann bereits 2010. Fish, der als US-Hoffnungsträger neben Andy Roddick galt, machte zuvor wenig aus seinem Talent. Er war ein solider Top-50-Spieler, der gerade genug trainiert, aber seine Karriere zu wenig professionell angeht. Doch dann plötzlich will er mehr. Er nimmt die Weltspitze ins Visier – und unternimmt alles dafür, dort anzukommen.

«Ich habe in diesen Jahren Freunde verloren, ich habe nur an Tennis gedacht, ich war besessen. Ich habe 15 Kilogramm abgenommen, ich habe stundenlang trainiert, ich habe meine Ernährung kontrolliert ... ich habe vom und fürs Tennis gelebt. Ich glaubte, das sei die einzige Möglichkeit, gegen die Big 3 anzukommen.»

Wegen den Kritikern bricht eine Welt zusammen

Der radikale Wechsel zeigt Wirkung. Fish schafft es in die Elite, wird zur Weltnummer 7, erreicht die ATP-Finals in London 2011. Doch in der Saison darauf folgt die Schattenseite des Ruhms.

Kritiker machen Fish das Leben schwer. Er erlebt Momente, in denen die Welt zusammenzubrechen scheint. «Ich wollte einfach nur verschwinden und alles vergessen.»

Seine Geschichte erzählt Fish nun, um anderen zu helfen. Er hat seine Probleme überwunden, verschwinden werden sie aber nie. «Das wird immer da sein. Jeden Tag beschäftige ich mich damit. Aber jetzt bin ich derjenige, der den Kampf gegen meinen Geist gewinnt.»

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