Ex-Weltnummer 1 Marcelo Rios greift in einem Interview mit der chilenischen Zeitung «La Tercera» die ATP an. Im Zentrum seiner Kritik: das Thema Doping.
«Sie haben Andre Agassi viermal erwischt. Die ATP hat es vertuscht, weil er Agassi war und das Tennis dann in der Scheisse gewesen wäre. Ich finde die ATP den grössten Schwachsinn, den es gibt. Das sind Gringos, die überall sein möchten», regt sich Rios auf.
Im Interview schiesst Rios gegen alle und jeden. So wie schon in seiner Karriere. Der Chilene ist bis heute nicht nur wegen seines Tennis berühmt, sondern auch wegen seinen schlechten Launen und den klaren Worten. Und zudem ist er bis heute die einzige Weltnummer 1, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat.
Rios fühlt sich wegen Doping um Major-Sieg betrogen
Nur einmal stand Rios im Final. 1998 an den Australian Open gegen Petr Korda. Auch der Tscheche sei damals gemäss Rios gedopt gewesen. «Korda hat sich damals einen Vorteil verschafft. Er hat sieben Spiele in Folge gewonnen und flog praktisch in den Final. Einen Monat später spielte ich gegen ihn und schlug ihn», ärgert sich Rios. In Melbourne war der Chilene in drei Sätzen untergegangen.
«In seiner Akte steht jetzt, dass er ein Grand-Slam-Sieger ist. Obwohl man ihm später nachwies, dass er gedopt hatte, behielt er seinen Titel», spricht Rios den Nandrolon-Missbrauch von Korda an. «Es ist nicht so wie in der Leichtathletik, dass in so einem Fall der Zweitplatzierte profitieren würde.»
Auch im Fall von Tennis-Legende Agassi kam später raus, dass er nicht sauber war. Der Amerikaner gestand in seiner Biografie «Open», dass er regelmässig Crystal Meth genommen und die ATP angelogen hatte.
«Wurde nur etwa dreimal kontrolliert»
Nun also behauptet Rios, dass Agassi mehr als nur einmal verschont worden sei. Allgemein sieht der 44-Jährige grosse Probleme beim Dopingkontrollsystem im Tennis. «Ich wurde in meiner Karriere etwa dreimal kontrolliert», sagt er.
Rios hetzt in dem Interview auch gegen Homosexuelle. «Man kommt in ein Haus und sieht zwei Väter, wie erkläre ich das meinem vierjährigen Sohn? Ich habe einen Sohn, der ein Mann ist, und ich versuche, ihn als Mann zu erziehen. So wie ich bin», so Rios. «Aber wenn er sich als Homosexueller outen sollte, was soll ich tun, dann muss ich ihn so akzeptieren, wie er ist. Aber ich hoffe, dass das nicht der Fall ist.»
Rios stimmt aber auch nettere Töne an. Bei Federer, der Rios einst für die Hall of Fame vorschlug, gerät er regelrecht ins Schwärmen. «Er ist ein Typ der perfektes Tennis spielt. Er hat die Motivation, in diesem Alter weiter zu gewinnen. An seiner Stelle wäre ich schon seit 10 Jahren zuhause.»