Niederlage gegen del Potro
Federer bleibt im Viertelfinal hängen und verliert doppelt

Aus der Traum! Wie schon im US-Open-Final 2009 scheitert Roger Federer an der Riesen-Hürde Juan Martin Del Potro. 5:7, 6:3, 6:7, 4:6. Kein Halbfinal – kein Kampf gegen Nadal um die Weltnummer 1.
Publiziert: 07.09.2017 um 07:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:53 Uhr
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Er kann packen: Roger Federer winkt seinen Fans nach der Niederlage zu.
Foto: Reuters/Shannon Stapleton
Cécile Klotzbach, New York

Das grösste Tennis-Stadion der Welt ist bis unters schwindelerregend hohe, geschlossene Dach mit 23771 Menschen gefüllt. Roger Federer gegen Juan Martin Del Potro ist die bislang aufregendste Affiche an dieser US-Open-Ausgabe. Ein Viertelfinal zweier Publikums-Lieblinge mit vielen Fragezeichen: Hält der labile Rücken Federers der brachialen und schnellen Vorhand seines Gegners stand? Hat Del Potro noch genügend Kraftstoff im Tank, nachdem er am Wochenende zwei Tage mit Fieber im Bett verbrachte und beim Fünfsatz-Marathon gegen Dominic Thiem beinahe aufgeben musste?

«Ich tat, was ich konnte um heute parat zu sein», sagt der Argentinier unmittelbar vor dem Match. «Aber natürlich hat Roger alles, um es mir schwer zu machen. Ich versuche es zu geniessen – es ist ein Traum gegen den besten Spieler der Geschichte spielen zu dürfen.»

Schenken will er seinem Kumpel trotzdem nichts. Das wird schnell klar, als die Partie kurz vor 21 Uhr Ortszeit steigt. Von Angeschlagenheit ist keine Spur zu erkennen, auf beiden Seiten nicht. Die ersten Games versprechen hochkarätiges Hochgeschwindigkeits-Tennis, souverän bringen die Protagonisten bis zum 5:5 ihre Aufschläge durch. Dann gibts den ersten Breakpunkt – für den Argentinier. Und dieser verwertet ihn grandios mit einem Vorhand-Cross-Passierball. Der 1,98m-grosse «Turm von Tandil» serviert Satz 1 mit 7:5 nach Hause.

Dass sich der 19-fache Grand-Slam-Champ davon nicht beirren lässt, ist anzunehmen. Schon im zweiten Game des zweiten Satzes kommt er prompt zu seiner ersten Breakchance. Die kann sein Gegner noch abwehren, aber die drei weiteren (0:40) im nächsten Service-Game, für die sich Roger mit einem lauten «Chum jetzt» anfeuert, nicht mehr. Break Federer, 3:1. Er lässt sich diese Führung bis zum 6:3 nicht mehr nehmen.

Tie-Break zum Haare raufen

In New York ist es 22.15 Uhr und der Match beginnt von vorne. Bislang hat der Schweizer, der sich zunehmend gesteigert hat, mehr Asse und mehr Winner geschlagen. Der Moment scheint auf seiner Seite. Doch zu früh gefreut: Roger kassiert gleich zu Beginn von Durchgang 3 ein Break, liegt bald 0:3 zurück. Ungewohnt, wie er sichtlich enttäuscht zu seiner Box blickt, in der neben Mirka, seinen Eltern und den Coaches Severin Lüthi und Ivan Ljubicic auch Mode-Zarin Anna Wintour und Stefan Edberg sitzen.

Der Lärm in der Halle ist ohrenbetäubend, als Federer wieder ausgleicht. Es ist offensichtlich: Allen Sympathien für den sanften Riesen Del Potro zum Trotz ist Roger hier der König der Herzen. Doch ist er auch der King auf dem Court?

Der folgende Tie-Break ist zum Haare raufen. Federer vergibt immer wieder Führungen und schliesslich auch vier Satzbälle (!) – mit teilweise übermütigen Serve-und Volley-Attacken. Der eiskalte Gaucho krallt sich mit der ersten Chance den Satz mit 7:6. Seine südamerikanische Anhängerschaft im Stadion setzt zu Oleoleole-Fussballgesängen an.

Für Federer ist es der Abgesang. Del Potro tanzt voll im Rhythmus, breakt zum 3:2 und zieht seinen Streifen dann bis zum 6:4 im Vierten nach zwei Stunden und 40 Minuten durch. «Ich liebe eure Unterstützung», dankt er den Fans, die ihn zum ersten Halbfinal-Einzug seit vier Jahren animierten.

Wie schon im ärgerlich verlorenen US-Open-Final von 2009, verpasst der Baselbieter – obwohl er mehr Asse, mehr Winner schlägt – seine Chancen bei den wichtigen Punkten.

Und er verpasst damit noch viel mehr: Nämlich das erste Aufeinandertreffen in New York mit Rafael Nadal, welches das ganz grosse Spiel um die Weltnummer 1 geworden wäre. Nun bleibt dem 36-jährigen «nur» die 2 am Rücken. Wie gegen Spielverderber Juan Martin Del Potro.

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