Olympiasieger Alexander Zverev hat nach einem packenden Krimi über fünf Sätze den Viertelfinal der Australian Open erreicht. Der Hamburger besiegt seinen «Lieblingsgegner» Cameron Norrie (28, ATP 22) aus Grossbritannien nach einem vierstündigen Kraftakt mit 7:5, 3:6, 6:3, 4:6, 7:6 (10:3) und zeigt sich auf der Jagd nach seinem ersten Grand-Slam-Titel in Melbourne erneut wackelig, aber nervenstark.
Dabei lässt sich der Deutsche auch nicht von einem kuriosen Zwischenfall ablenken. Im dritten Satz fliegen plötzlich zahlreiche Zettel auf den Platz und sorgt für eine Unterbrechung. Zwei Zuschauer haben die Flugblätter mit dem Schriftzug «Free Palästine» (dt.: Freiheit für Palästina) runtergeworfen, wurden aber direkt von Sicherheitspersonal abgeführt.
Gegen Norrie hatte Zverev vor der Partie eine makellose Bilanz von vier Siegen und 8:0 Sätzen, am Montag kommt er gut ins Spiel und breakt die Nummer 22 der Welt im ersten Satz entscheidend zum 6:5. Nach einem Leistungsabfall im zweiten Satz schwankt das Momentum in der Partie hin und her. Im Match-Tiebreak des fünften Satzes zeigt sich Zverev dann mit dem längeren Atem und nutzt seinen ersten Matchball zum Sieg und zum dritten Viertelfinaleinzug in Melbourne in seiner Karriere.
Und das Traumduell im Viertelfinal ist Tatsache: Zverev trifft auf Carlos Alcaraz (20, ATP 2), der den Serben Miomir Kecmanovic (24, ATP 60) klar in drei Sätzen (6:4, 6:4, 6:0) eliminiert. Gegen Wimbledonsieger Alcaraz war die deutsche Nummer eins im vergangenen Herbst im Viertelfinale der US Open ausgeschieden. (AFP/che)
Qualifikantin Jastremska verblüfft
Die ukrainische Qualifikantin Dajana Jastremska qualifiziert sich an den Australian Open überraschend für den Viertelfinal. Die 23-Jährige setzt sich im Achtelfinal gegen die zweifache Siegerin Viktoria Asarenka 7:6 (8:6), 6:4 durch. Schon in Runde eins hat sie mit Marketa Vondrousova eine Grand-Slam-Siegerin aus dem Turnier geworfen.
Vor gut drei Jahren wurde die Weltnummer 93 gesperrt, nachdem bei ihr im November 2020 ein Dopingtest positiv ausgefallen war. Jastremska wurde die Substanz Mesterolon nachgewiesen, das unter anderem die Körperkraft stärkt. Ein halbes Jahr später wurde ihre Sperre allerdings wieder aufgehoben, da weder Fahrlässigkeit noch Vorsatz bewiesen werden konnte.
Rücken zwingt Switolina zur Aufgabe
Jastremska, die als bislang bestes Grand-Slam-Ergebnis einen Achtelfinal in Wimbledon vorweisen konnte, ist nach Marta Kostjuk (21, WTA 37) die zweite Ukrainerin im Viertelfinal. Es hätte sogar eine Dritte werden können, doch Elina Switolina (29) wird durch einen blockierten Rücken gestoppt. «Mein Rücken war komplett blockiert», sagt sie nach ihrer Aufgabe. «So einen stechenden Schmerz habe ich noch nie gespürt, es fühlte sich an, als hätte mir jemand in den Rücken geschossen.»
Die Turniernummer 19 und Bezwingerin der letzten Schweizerin Viktorija Golubic muss schon nach drei Games und 20 Minuten Spielzeit gegen Linda Noskova (WTA 50) aufgeben. Die 19-jährige Tschechin trifft nun im Duell zweier ungesetzter Aussenseiterinnen auf Jastremska.
Hurkacz schlägt französischen Überraschungsmann
Die Reise von Arthur Cazaux (21) an den Australian Open endet im Achtelfinal. Verantwortlich dafür ist Aufschlagsmonster Hubert Hurkacz (26, ATP 9). Der Pole bezwingt die Weltnummer 122, die in der 2. Runde sensationell Holger Rune (20, ATP 8), Schützling von Ex-Federer-Coach Severin Lüthi (48), ausgeschaltet hat, in drei Sätzen mit 7:6, 7:6 und 6:4. Cazaux stösst dennoch erstmals in die Top 100 vor.
Im Viertelfinal kommts zum Kracher gegen den Russen Daniil Medwedew (27). Die Weltnummer 3 muss gegen den Portugiesen Nuno Borges (29, ATP 69) einen Zusatzschlaufe drehen, siegt aber am Ende souverän mit 6:3, 7:6, 5:7 und 6:1. (SDA/che)