Rafael Nadal (ATP 9) ist im Fieber. Zurück nach Jahren, in denen er sich zuerst mit Knie-, dann mit Handgelenk-Verletzungen herumgeschlagen hat. Mit seinem 6:4, 7:6, 6:4-Sieg über Weltnummer 3 Milos Raonic (Ka), der im zweiten Satz fünf Satzbälle nicht verwerten kann, hat der 30-jährige Mallorquiner seine Ambitionen endgültig unterstrichen: Er will den 15. Grand-Slam-Titel endlich holen. Und damit zu Rekordhalter Roger Federer aufschliessen.
Natürlich, wir sind noch einen – für die Spieler unendlich grossen – Schritt davon entfernt. Nadal bekommt es jetzt mit Grigor Dimitrov zu tun – Federer (35) mit Stan Wawrinka (31).
Erst müssen die Halbfinals gespielt sein, dann erst stehen die Finalisten der diesjährigen Australian Open fest. Aber die möglichen Final-Szenarien sind zu spannend, als dass man damit zurückhalten könnte.
Käme es zu einem Final Federer – Nadal, wäre das gemäss dem früheren US-Tennisstar Andy Roddick «der wichtigste Match in der Geschichte der Australian Open, oder sogar der ganzen Grand-Slam-Geschichte!»
Er spricht damit die Anzahl Major-Titel der beiden Rekord-Männer an: Rekordhalter Roger will den 18., French-Open-König Nadal den 15. Pokal. «Gewinnt Rafa hier und geht mit diesen Gefühlen nach Paris, könnte er bald bei 17 Titeln sein», so Roddick. Das Super-Duell der Legenden – das der Spanier mit 17:9-Siegen im Direktvergleich anführt – wäre perfekt. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den obersten Eintrag in den Geschichtsbüchern lanciert.
Ganz ähnlich sieht es bei diesem «Legenden-Turnier» für Tennis-Nostalgiker bei den Frauen aus. Käme es in Melbourne wieder zum Familien-Duell der Williams-Schwestern Venus (36) und Serena (35) – es wäre die Wiederauferstehung des berühmten «Sister-Act».
27 mal haben die beiden schon gegeneinander gespielt, 16 Mal mit dem besseren Ende für die knapp jüngere Serena. 14 mal an Grand Slams, davon achtmal im Final (6:2 für Serena).
Die dominanteste gemeinsame Ära der beiden waren die Jahre 2002 und 2003 – beinahe gelangweilt argwöhnten die Fans, ob die echte Rivalität gar durch Familien-interne Absprachen verfälscht wurde. Das hat sich bis heute definitiv wieder gelegt.
Denn während Serena weiter Grand-Slam-Titel sammelte – mit dem 23. würde sie sich hier als alleinige Rekordhalterin vor Steffi Graf verewigen – war die an einer Autoimmunschwäche leidende Venus nicht mehr zu den ganz grossen Taten fähig.
Heute, mit 36 ist sie es wieder. Das «Revival» eines Sister-Acts wäre deshalb umso schöner.