Henri Laaksonen gegen Duck-Hee Lee – der Schweizer und der Südkoreaner treffen sich zum Auftakt des 250er-ATP-Turniers Winston-Salem. Und für beide ist es wohl mehr als ein normales Erstrundenmatch.
Für den 21-jährigen Lee – aktuell die Nummer 208 der Weltrangliste – ist es der erste Auftritt auf ATP-Stufe. Für den sechs Jahre älteren Laaksonen (ATP 122) dürfte es der erste Ernstkampf gegen einen Spieler mit Behinderung sein. Und ein ungewohntes Gefühl, wenn der Gegner weder «Aus»- noch «Netz»-Rufe hören kann und bei den meisten Entscheidungen von den Handzeichen des Schiedsrichters abhängig ist.
Denn sein koreanischer Gegner hört seit der Geburt nichts. Der frühere Junioren-Dritte der Welt aus Jecheon, der von seinen Eltern auf normale Schulen geschickt wurde, damit er ohne Gebärdensprache möglichst selbstständig aufwächst, verlässt sich einzig auf Vibrationen. Das ist bemerkenswert in einem Sport, wo Ballaufprall-Geräusche der erste Auslöser für blitzschnelle Reaktionen sind.
Als Handicap sieht der 1,75-m-kleine Tennisprofi seine Gehörlosigkeit aber nicht. Eher im Gegenteil: Er lasse sich nicht durch Nebengeräusche wie laute Fans oder störende Flugzeuge über den Stadien ablenken und habe ein schnelles Auge für die Form der fliegenden Filzbälle und die Bewegungen des Gegners entwickelt.
Das kann Henri Laaksonen nun bestätigen. Nach umkämpftem ersten Satz verliert er letztlich deutlich mit 6:7 und 1:6. Und für den gehörlosen Tennis-Beethoven geht das erste ATP-Abenteuer in die zweite Runde.