Sie streckt die Arme zum Jubel in die Höhe. Halbfinal! «Das ist Wahnsinn!», sagt Timea Bacsinszky (25). Auch die Belgierin Alison Van Uytvanck (21) kann Timeas Paris-Lauf nicht stoppen – 6:4, 7:5. Ihre nächste Gegnerin? Serena Williams, 19-fache Grand-Slam-Siegerin, Weltnummer 1, zweifache French-Open-Siegerin.
Angst? Für Bacsinszky ein Fremdwort. «Wenn ich auf den Platz komme, denke ich nicht darüber nach, wer Favorit ist und wer nicht. Wir sind alle gleich. Und es ist nie mein Ziel zu brillieren. Es ist mein Ziel, effektiv zu sein und den letzten Punkt zu gewinnen.»
Sand wird für Williams nie mehr zur besten Unterlage werden. Auch wenn sie hier 1999 und 2010 den Titel gewonnen hat, wirkte sie in den letzten Runden verwundbar. Drei Mal musste sie einen Satzrückstand aufholen. «Zwei harte Matches sind gut, aber drei sind zu viel. Ich lebe gefährlich», sagt die 33-Jährige.
Von Dominanz oder gar Brillanz war bei der 19-fachen Grand-Slam-Siegerin in Paris selten etwas zu sehen. Kratzen, Beissen, Zicken – das sind die Gründe, weshalb Williams im Halbfinal noch dabei ist. Alleine Viktoria Asarenka hatte sie mehrmals im Würgegriff. Nach einem umstrittenen Schiri-Entscheid warf diese Williams eine obszöne Geste zu. Williams schnauzte ein «Mach das gefälligst nicht mit mir!» zurück.
«Das war der beeindruckendste Match, den ich von Serena gesehen habe», schwärmte danach Williams’ französischer Coach Patrick Mouratoglou, «denn ich habe sie nie so schlecht spielen und dann wieder auferstehen sehen».
Es sind Qualitäten, die auch bei Timea Bacsinszky Eindruck hinterlassen. «Sie ist gegen mich Favoritin und auch eine Quelle der Inspiration. Aber ich muss meinen Job machen und ihren Schwachpunkt finden. Einer davon könnte die Fitness sein.
In Rom musste Williams wegen einer Verletzung am rechten Ellbogen aufgeben – vor allem beim Service ein Nachteil. «Es ist zwar besser, aber ich bin nicht bei 100 Prozent», gibt Williams zu.
Nicht die besten Voraussetzungen für ein Duell mit der Schweizerin, die in der Form ihres Lebens ist und stets davon spricht, ihre Limiten ausreizen zu wollen. «Sie ist eine grosse Kämpferin und gibt einfach niemals auf. Ich bin überrascht, dass ich überhaupt noch dabei bin, um ganz ehrlich zu sein», sagt Serena Williams, «und darum setze ich mich gar nicht zu sehr unter Druck.»
Die Favoritenrolle kann aber auch sie nicht abschieben. Denn die beiden bisherigen Duelle gegen Bacsinszky hat sie für sich entscheiden können. Beide Male mit je einem engen Satz. Mit Kratzen, Beissen und Zicken. Wie bisher in Paris. «Ich hoffe, ich kann ihr das Leben auch diesmal schwer machen», sagt Bacsinszky.