Draussen ist es 20 bis 25 Grad warm. Winterliche Temperaturen herrschen im Arabischen Emirat Dubai nur in überklimatisierten Innenräumen. In Sichtnähe des Wolkenkratzers, den Familie Federer seit 2006 bewohnt, der Persische Golf. Im Marina-Hafen dümpeln teure Yachten. Die Shops und Restaurants sind festlich rot-grün dekoriert, in Hotellobbys und Fahrstühlen erklingt «Jingle Bells» und «Last Christmas». Weihnachtlich, ja – aber nicht die Atmosphäre, wie sie Schweizer vom christlichen Fest kennen.
Fest mit echtem Baum
So müssen Roger Federer und seine Frau Mirka diese Stimmung für ihre vierköpfige Kinderschar schaffen. «Natürlich ist Weihnachten in Dubai etwas anders, als ich es von früher her kenne», sagt der Tennisstar, der sich hier – solange er aktiv spielt – auf den Saisonbeginn in Australien vorbereitet. Er sei kein Weihnachtsmuffel, feiere gerne ganz traditionell. «Ich finde es eine wunderschöne Zeit. Wir guetzlen viel und schmücken gemeinsam den Christbaum.»
Wohl oder übel einen unechten Tannenbaum, oder? «Nein, der muss echt sein», so Roger bestimmt. Fürs Fest besorgt er in der Wüste eine wahrhaftige Tanne, die schon beim Aufstellen in der Stube erste Nadeln verliert. «Dann riecht es zu Hause auch immer so schön!»
Ein Geruch, der beim 38-jährigen Baselbieter wunderschöne Kindheitserinnerungen weckt. Vor den Jahren, in denen er Ende Dezember schon an internationalen Junioren-Turnieren unterwegs war, feierte Klein Rodschi immer bei seinen Grosseltern in Berneck im Rheintal, wo sein Vater Robert aufgewachsen ist. Man ging in die Kirche, es wurden Lieder gesungen, der Christbaum geschmückt und gespannt aufs Christchindli gewartet. «Das habe ich alles gehabt», so Federer, «und als Familienvater will ich heute natürlich, dass es für meine Kinder auch so schön ist. Eigentlich nimmst du dich als Eltern ja total zurück, es geht nur um sie.»
Bald – wenn der Papa nicht mehr auf Grand-Slam-Titeljagd geht – werden Myla und Charlene (beide 10), Lenny und Leo (beide 5) auch Weihnachten in der Schweiz erleben dürfen. Entweder im Schnee von Valbella – das Haus in den Bergen will Roger auf jeden Fall behalten. Oder gar in Rapperswil, wo er derzeit ein riesiges, neues Anwesen am Zürichsee baut.
Wann die Federers dort einziehen werden, kann Roger derzeit noch nicht genau sagen. Und wenn er es weiss, wird er es nicht mit der ganzen Welt teilen. «Ich hoffe wirklich, es wird nicht zu viel darüber geschrieben und alles dokumentiert, sodass wir unsere Privatsphäre etwas schützen können», sagt er. Mit dem Projekt in Rapperswil gehe aber auf jeden Fall ein Traum in Erfüllung, verrät er. «Weil ich mit Mirka in noch einigermassen jungem Alter ein Haus fürs Leben und die ganze erweiterte Familie bauen darf. In Zukunft werden dort bestimmt viele Erinnerungen mehrerer Generationen zusammenfliessen.»
Heimweh nach der Schweiz
Seit Roger Kinder hat, ist sein Heimweh nach der Schweiz immer mehr gewachsen. «Hier sind wir alle am allerliebsten, denn nur hier sind wir wirklich zu Hause.» Besonders in dieser Zeit wäre der Weltenbummler gerne mehr in der Schweiz. «Denn da habe ich all diese schönen Momente erlebt, nicht anderswo.»
Seiner Frau Mirka, die ihre kosmopolitische Grossfamilie in einem organisatorischen Kraftakt rund um den Globus führt, gehe es genau gleich. «Mirka ist total verbunden mit der Schweiz! Sonst hätten wir niemals zwei-, dreimal in unserer ersten Heimat gebaut», erklärt Roger. Obwohl beide ihre Wurzeln auch anderswo haben – Federer seitens der Mutter in Südafrika, Mirka in der Slowakei –, seien sie gleichermassen Schweiz-verliebt. «Dass wir in der Schweiz bleiben, war stets klar, dazu musste noch nie einer von uns den anderen überreden. Die Frage war nur, wo.»
Die ist ja nun geklärt. Noch «weihnachtelets» bei Federers in Dubai – bald vielleicht im neuen Daheim in Rapperswil.