Nick Kyrgios nennt seinen Zweitrunden-Gegner Rafael Nadal in Wimbledon «super salty». Auch wenn die australische Wundertüte das vornehme Tennis stets mit viel Würze anreichert – mit Salz hat die Nadal-Beschreibung nicht viel zu tun. Übersetzt heisst «super salty» in etwa überempfindlich, zartbesaitet.
Kyrgios wählte das Wort nach dem Dreisatz-Duell im Frühling in Acalpulco, das er gewann. Der spanische Verlierer hatte ihm vorgeworfen, seine gelegentlichen Aufschläge von unten seien respektlos. Als Rafas Onkel Tony Nadal dann nachdoppelte, der 24-Jährige sei unerzogen, dümmlich und lechze nur nach Aufmerksamkeit, konterte dieser: «Idiot!»
Federer schätzt Kyrgios
Der diplomatischere und definitiv wohlerzogene Roger Federer warnt: «Nick tut sich keinen Gefallen, wenn er alle gegen sich aufbringt.» Der Schweizer schätzt den «Bad Boy» aus Down Under. Das war auch beim Laver Cup sichtbar, wo die beiden als Gegner, aber in gemeinsamer Sache unterwegs waren.
Die Mätzchen mit dem Service von unten sieht Federer auch nicht so gerne. In Paris, wenn der Gegner zwei Meter hinter der Grundlinie stehe – warum nicht. «Aber hier auf Rasen macht das echt keinen Sinn. Es ist wichtig, dass die Jungen, die Kyrgios cool finden, nicht so einen Seich abschauen. Er bewegt sich da auf dünnem Eis.»
Wie der 19-jährige Nick 2014 bei seinem ersten von sechs Duellen (Stand 3:3) Nadal in den Achtelfinals vom Centre Court fegte, fanden damals bestimmt ganz viele Menschen cool. Und seine bissigen Attacken gegen Zuschauer, Schieds- und Linienrichter, aber auch gegen Handtücher, Rackets, Stühle und Bänke – und zwei Bananen gleichzeitig – steigern den Unterhaltungswert enorm. «Es heisst zwar immer, das schade dem Tennis», sagt Kyrgios, «aber die Leute wollen mich sehen. Das macht doch keinen Sinn!»
«Wenn Nick Lust hast, Tennis zu spielen, ist er gefährlich»
Macht seine Pendelei zwischen Genie und Wahnsinn Sinn? Auf seinen abgeschenkten, vierten 0:6-Satz gegen Jordan Thompson angesprochen, antwortet er zynisch: «So eine gute Frage, so interessant!» Wie bei einem Boxer, der die Hände auch mal unten hält, könne das doch auch Taktik sein. Er sei halt anders. Federer, der Nicks unorthodoxes Verhalten schon oft verteidigt hat: «Solange er probiert, zu gewinnen, ist alles okay. Wenn nicht, kann ihn niemand mehr in Schutz nehmen.»
Gegen Nadal, den er «mein Gegenpol» nennt, will Kyrgios gewinnen, so viel steht fest. «Ich kann Blut riechen, wenn ich gegen diesen Typen spiele», postete er einst auf Instagram. Und auch vor dem heutigen Duell streut er wieder Pfeffer. Er habe grossen Respekt für Rafa, privat kenne er ihn nicht gut. «Aber ich glaube nicht, dass wir im Pub ein Bier trinken könnten.»
Als ob er seine Aussage selbst überprüfen möchten, verbringt Kyrgios den Mittwochabend tatsächlich in einem Pub. Nach 23 Uhr wird er noch von mehreren Journalisten im bekannten «Dog and Fox» gesehen. Freunde, nette Frauen-Gespräche und etwas zu trinken – so sieht eine Matchvorbereitung à la Kyrgios aus. Von Nadal ist – natürlich – weit und breit nichts zu sehen.
Und was sagt Nadal? «Ich bin zu alt für diese Dinge. Ich werde keinen Streit beginnen.» Nick sei sehr gefährlich, weiss der 33-Jährige. «Wenn er Lust hat, Tennis zu spielen.»
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