«Ehrlich gesagt, es ist hart»
Das letzte Tabu! Tennis-Frauen und ihre Tage

Besonders während der 14 Tage in Wimbledon, wo strikt Weiss getragen wird, ist die rote Gefahr gefürchtet.
Publiziert: 08.07.2015 um 10:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:03 Uhr
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Titelverteidigerin Kvitova sprach offen über die «Frauen-Sache».
Foto: Keystone
Von Cécile Klotzbach aus Wimbledon

Die Britinnen sind bekannt für ihre direkte, zuweilen gar etwas schamlose Art. So nahm Heather Watson Anfang des Jahres in Melbourne kein Blatt vor den Mund. «Es war wohl wegen dieser Mädchen-Sache», sagte sie nach ihrer Erstrunden-Pleite und erklärte, wie sich die Hormonschwankungen während der Monatsblutung negativ auf ihre Leistung auswirkten.

Watson heizte damit Diskussionen an, die lange nur unter der Hand ausgesprochen wurden. Wohl auch aus Angst vor Reaktionen von Männern wie dem Franzosen Gilles Simon, der das Thema einst als Grund dafür anführte, wieso er gegen Preisgeld-Gleichheit ist.

«Es klingt wie eine Ausrede», unterstützt Tennis-Legende Martina Navratilova die mutige Watson, «dabei ist es für die Frauen bittere Realität.» Sie selbst habe auf dem Tennisplatz stark unter ihrer Periode gelitten. «Vor solchen Tagen fühlte ich mich so neben der Spur, dass ich sogar ungern Auto fuhr.»

Zu Navratilovas Zeiten gab es noch nicht so gute Medikamente. Heute greifen einige Athletinnen zu Hormonpräparaten, die ohne grosse Nebenwirkungen die Regel verschieben. Frauen, die eine künstliche Beeinflussung ablehnen, müssen jederzeit damit rechnen, bei Wettkämpfen körperlich eingeschränkt zu sein oder plötzlich zu bluten.

Besonders während der 14 Tage in Wimbledon, wo strikt Weiss getragen wird, ist die rote Gefahr gefürchtet. «Wenn da was passiert, ist das so demütigend – ein Albtraum!», sagt die Britin Tara Moore im «Telegraph».

Bevor sie in Wimbledon ausschied, äusserte sich auch Titelverteidigerin Petra Kvitova: «Ehrlich gesagt, es ist hart für uns, mit noch etwas Zusätzlichem umgehen zu müssen. Besonders am Anfang der Periode ist es im Match oder beim Training schwierig.»

Wie stark der weibliche Hormonzyklus die Fitness beeinflusst, ist wissenschaftlich noch umstritten. Vor und nach dem Eisprung sind die meisten Frauen fit. Aber in der ersten und letzten Zykluswoche, wenn der Hormonpegel absackt, fühlen sich viele schlapp. Dazu kommen Wassereinlagerungen, Bauchschmerzen und empfindliche Brüste. Da kann mancher Frau schon mal die Lust auf Tennis vergehen.

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