Sie ist seine bessere Hälfte. Das meint der bald 35-jährige, 17-fache Grand-Slam-Sieger wörtlich, als er in einem Gespräch mit der englischen Zeitung «Guardian» erzählt, was er alles von seiner bis heute viel reiferen Ehefrau Mirka gelernt habe.
Am Anfang war das Küssen. Federer lernte Mirka Vavrinec – damals die vielversprechendste Schweizer Hoffnungsträgerin im Tennis – bei Olympia 2000 in Sydney kennen. Er war 18, sie 21 – in dem Alter ein grosser Unterschied. «Als ich sie das erste Mal küsste, sagte sie 'du bist so jung'. Ich betonte, ich sei achtzehneinhalb! Sie daraufhin: 'Ok, du bist noch ein Baby.»
Das Küssen wird Baby-Roger schnell gelernt haben. Wichtiger war ihre Hilfe bei wesentlichen Dingen, die ihm zu seiner glanzvollen Karriere verhalfen: Temperament zügeln, hart arbeiten! Woran es bei Roger mangelte, sah Mirka schon beim allerersten Treffen in der Schweiz.
Sie besuchte ein Interclub-Match des Jungtalents – und was sie sah, gefiel ihr gar nicht. Wie damals üblich, pfefferte er sein Racket über den Court, benahm sich voll daneben. «Grossartiger Spieler, ganz toll», habe sie damals ironisch gesagt, «was stimmt mit dem Typen nicht?»
Sie, die als Einjährige mit ihren Eltern vor dem Kommunismus aus der damaligen Tschechoslowakei geflohen ist, habe ihm später vorgemacht, wie man diszipliniert trainiert. «Sie arbeitete fünf, sechs Stunden am Stück. Wenn ich ihr im Tennis Center so zusah, dachte ich, das schaffe ich nie!»
Er selbst habe vor Langeweile jeweils nach einer Stunde mental abgeschaltet. Wenn er nicht eh schon wegen schlechten Benehmens aus dem Training ausgeschlossen worden sei.
Der Rest ist bekannt: Zwei Jahre später musste Mirka ihre eigene Karriere wegen einer Fussverletzung abbrechen. Seitdem steht sie voll und ganz in den Diensten Rogers – zunächst als Freundin, Beraterin, Organisatorin und Managerin, später als Ehefrau und Mutter der vier Zwillings-Kinder Charlene, Myla (bald 7), Leo und Lenny (beide 2).
Die Frau, die sich stets dezent im Hintergrund hält und ihr letztes Interview in einem anderen Jahrzehnt gegeben hat, sei ein riesiger Teil seines Erfolges, so Federer. Sie habe stets volles Vertrauen in ihn gehabt, auch bevor er relativ spät als 22-Jähriger in Wimbledon seine Grand-Slam-Blockade durchbrach. «Als ich sie kennenlernte hatte ich null Titel, heute 88. Das sagt alles.»
Sammelt Federer noch mehr Titel? In dieser, von Verletzungen und Krankheiten geprägten Saison holte er noch keinen. Noch einmal in Wimbledon, «dem heiligen Gral» siegen, das wäre der grösste Wunsch. Wenn nicht, verkrafte er das auch. «Es ist mir egal, dass ich nicht mehr so viel gewinne – ich habe eine tiefere Liebe zum Tennis», so der siebenfache Wimbledon-King. «Aber ich kann morgen aufhören, kein Problem.»
Soweit sei es, wenn Körper und Geist nicht mehr wollen, oder seine Kinder keinen Spass mehr auf das Weltenbummler-Leben haben. Und natürlich, wenn Mirka nicht mehr will. Im Moment hat sie aber wohl noch Lust drauf. Federers Planung reicht bis weit ins nächste Jahr hinein.