Sein Auftritt im jährlichen Australian-Open-Spielermeeting – der einzigen für alle Spieler obligatorischen Zusammenkunft im Jahr – habe sogar Roger Federer und andere Spieler schockiert, will die «Daily Mail» wissen. Ein Informant beschrieb der britischen Zeitung skurrile Szenen von der Zusammenkunft in einem Hotel-Konferenzraum.
Als das Frage-und Antwort-Spiel zwischen rund 150 Spielern und Ex-Spielern, Turnierdirektoren, ATP-Chefs und anderen Offiziellen vorbei war, habe Djokovic die Bühne betreten und alle nichtaktiven Spieler höflich aufgefordert, den Raum zu verlassen.
Dann habe er seine Profi-Kollegen gefragt, was sie von der Gründung einer eigenen Interessen-Gruppe halten, die sich für eine weitere Preisgeld-Steigerung an allen Turnieren, inklusive Wimbledon einsetzt. Im Vergleich zu anderen Sportarten – vorallem Golf – seien die Tennis-Stars immer noch unterbezahlt.
Aussie Open will Preisgeld verdoppeln
Pikant: Früher am Abend waren die Tennisspieler angeblich von den Aussie-Open-Direktoren informiert worden, dass das Total-Preisgeld am Turnier in den nächsten fünf bis sechs Jahren von rund 55 auf 100 Millionen Australische Dollar fast verdoppelt werden soll.
Bestens vorbereitet habe die ehemalige Weltnummer 1 noch einen australischen Anwalt zu sich gerufen, der die technischen Finessen bei der Gründung einer neuen Spielergewerkschaft erklärte.
Befürworter dieser Idee habe Djokovic im Franzosen Gilles Simon, der mit der Kritik an gleicher Preisgeld-Ausschüttung für Frauen schon einmal Wellen der Entrüstung auslöste, sowie in der deutschen Weltnummer 4, Alexander Zverev, gefunden.
110 Millionen Dollar verdient
Federer, Nadal und auch Andy Murray, der sich nach seiner Hüft-OP noch immer in Melbourne aufhält, sollen indes konsterniert auf Djokovics ausschweifende Rede reagiert haben. Vorallem der Schweizer sei kein Befürworter des Djokers Pokers. Federer hatte sich in der Vergangenheit im Spielerrat bereits für die Erhöhung der Preisgelder eingesetzt, die nun auf Rekordhöhe sind.
Davon hat besonders Djokovic profitiert. Obwohl die Karriere des 30-Jährigen fünf Jahre kürzer ist als Federers, hat er die Preisgeld-Liste mit 110 Millionen Dollar bis letzten Herbst – als ihn Federer (111 Mio.) an den Swiss Indoors in Basel wieder überholte – angeführt. Nun kommt die Idee, noch mehr Zaster zu verlangen, ausgerechnet vom im steuerfreien Monaco lebenden Serben.
Djokovic bestreitet die Story
Nach seinem Erstrundensieg auf die Episode angesprochen, wehrte sich Djokovic vehement. Die ganze Geschichte sei aus dem Kontext gerissen worden. «Ich werde dargestellt, wie ein schlechter, gieriger Mensch», sagt er. «Dabei ist fast alles erfunden! Ich will keinen Boykott, keine radikale Bewegung, habe niemanden aus dem Raum geworfen, sondern einzig die Gelegenheit genutzt, mit vielen Kollegen zu sprechen, wenn wir schon einmal eine Chance dazu haben.»
Es sei auch kein Anwalt dort gewesen, und es sei nicht um Geld gegangen. «Die Turnierchefs tun ihr Bestes für uns. Aber die ATP ist eine Vereinigung zwischen Spielern und Turnieren – beider Seiten Interessen sind nicht immer einfach zu vereinen. Da ist es doch nicht tragisch, mal einen Vorschlag zu machen und zu sehen wie andere darüber denken.»