Die Zerreissprobe um den Davis Cup
Tennis-Verbände stimmen über Revolution ab

Der Internationale Tennisverband ITF entscheidet am Donnerstag an seiner jährlichen Generalversammlung über die geplante Revolution des traditionellen Davis-Cup-Format. Die Meinungen gehen auseinander.
Publiziert: 15.08.2018 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:59 Uhr
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Wie geht es mit dem Davis Cup in Zukunft weiter?
Foto: REUTERS
Marc Ribolla

Jeder Tennis-Fan, der schon live die Gänsehaut-Atmosphäre bei einem Davis-Cup-Halbfinal- oder Final-Kracher erlebt hat, schwärmt. Unvergesslich die Stimmung beim Triumph der Schweiz auswärts in Frankreich 2014 vor über 27'000 Fans.

So etwas dürfte ab 2019 nicht mehr vorkommen. Wenn die einzelnen Tennis-Verbände die geplante Davis-Cup-Reform an der Jahresversammlung der ITF am Donnerstag in Orlando (USA) annehmen. Dabei geht es vor allem um viel Geld. 

Die Entscheidung um den Davis Cup soll ab nächstem Jahr in einem einwöchigen Turnier mit 18 Nationen in der zweiten November-Hälfte ausgetragen werden. Kurz nach den ATP Finals in London. Hinter der Idee steckt die Kosmos-Gruppe um Spaniens Fussball-Star Piqué, die der ITF für die nächsten 25 Jahre drei Milliarden Dollar bietet.

Teil des Investments ist auch Multimilliardär Larry Ellison, dem das ATP-Turnier und die Anlage in Indian Wells gehören. Ein möglicher Austragungsort für die grosse Davis-Cup-Final-Woche. Ziel ist, die Topstars wieder für den Davis Cup zu begeistern. «Das Format muss dringend überholt werden. Niemand von den Topspielern kann sich vier Wochen im Jahr für sein Land zur Verfügung stellen», sagt Serbiens Novak Djokovic.

Nicht alle unterstützen die Veränderung

Allerdings ist unsicher, ob die Reform des 118 Jahre alten, traditionellen Davis Cup durchkommt. Denn ITF-Präsident David Haggerty, der diese initiiert hat, weht ein harter Wind entgegen. Widerstand regt sich beispielsweise in Australien und Deutschland.

Das Schweizer Team triumphiert 2014 in Lille beim Davis Cup.
Foto: Blicksport

«Das würde eine mehr als hundert Jahre alte Tradition kaputt machen», wird DTB-Präsident Ulrich Klaus zitiert. Australiens Davis-Cup-Captain Lleyton Hewitt fordert seinerseits: «Dieser Wettbewerb ist nicht der Davis Cup. Es muss sichergestellt werden, dass die grossartige Tradition erhalten bleibt.»

Swiss Tennis ist für die Reform

Swiss-Tennis- und ITF-Vize-Präsident René Stammbach unterstützt die Reform. Er sagt: «Der Davis Cup braucht Veränderungen, um das schwindende Interesse auf Seiten der Top-Spieler und der Zuschauer aufzuhalten. Aus Sicht der Spieler ergeben sich verschiedene Vorteile: ein Einsatz anstatt drei bis vier mit mehr Preisgeld, für die Zuschauer ergeben sich Begegnungen, in denen es um etwas geht und die nationalen Verbände erhalten mehr Geld, um in den Tennissport zu investieren.»

Damit die geplanten Reformen greifen, muss an der GV eine Zweidrittel-Mehrheit zustimmen. Von den 210 Mitgliedsverbänden der ITF sind deren 144 stimmberechtigt. Die vier Grand-Slam-Nationen Australien, Frankreich, Grossbritannien und die USA sowie Deutschland haben je zwölf Stimmen.

Je neun Stimmen besitzen die Schweiz, Spanien und Argentinien, je sieben Voten haben Serbien und Kroatien. Insgesamt bringen die 144 stimmberechtigten Verbände 459 Stimmen zusammen, davon braucht es für ein Ja zur Reform 306 Stimmen.

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