Die Schweiz verneigt sich vor Martina Hingis
«Danke für all die grossen Emotionen»

Tennis-Spielerin Martina Hingis (37) tritt als grösste Schweizer Sportlerin aller Zeiten dieses Wochenende zurück. Schweizer Prominente würdigen sie.
Publiziert: 28.10.2017 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:52 Uhr
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Martina Hingis hat die Herzen der Schweiz gewonnen.
Foto: AP

Tennisspielerin Timea Bacsinszky (28): «Nein, nein, nein, sie darf ihre Karriere nicht beenden, weil wir den Fed Cup noch nicht gemeinsam gewonnen haben.... (Lacht). Herzlichen Glückwunsch zu dem, was sie erreicht hat und vielen Dank für all die Emotionen, die sie mir als Zuschauer, Doppel-Partnerin oder Teamkollegin im Fed Cup gegeben hat. Ich werde sie in den nächsten Jahren auf der Tour sehr vermissen, weil sie wirklich eine goldene Person ist. Ich habe die insgeheime Hoffnung, dass sie mit fürs Fed-Cup-Team wieder zurückkommen wird.»

Emotionen pur: Timea Bacsinszky gewinnt mit Martina Hingis 2016 Olympia-Silber.
Foto: KEY

Matthias Aebischer (50), SP-Nationalrat Bern und ehemaliger Sportredaktor SRF: «Zuerst als Sportredaktor und später als Politiker habe ich ihre Karriere natürlich von A bis Z verfolgt. Martina Hingis ist sehr jung in dieses Business gekommen und konnte ihre Überforderung mit dem Rummel um ihre Person nicht verbergen. Wer kann es ihr auch verübeln? Sie war erst 15! Hingis polarisierte. Sie beendete ihre «erste Karriere» auf dem Tiefpunkt der Beliebtheitsskala, als sie mit Doping-Vorwürfen konfrontiert war. Deshalb habe ich mich über ihr Comeback gefreut. Sie war viel reifer und versprühte auf und neben dem Platz viel Energie und Freude. Endlich zeigte sie der Welt ihre gewinnende Art. Mit ihrer «zweiten Karriere» polierte sie ihr Image mächtig auf und gewann die Herzen der Fans zurück.

Die Schweiz hatte mit Heinz Günthardt, Marc Rosset und Jakob Hlasek schon zuvor gute Tennisspieler. Martina Hingis sorgte als jüngste Weltnummer 1 überhaupt und mehrfache Grandslam-Siegerin aber für den Erfolg, an den wir uns mit Roger Federer und Stan Wawrinka mittlerweile so gewöhnt haben. Hoffentlich hält diese Ära noch lange an.»


Ruth Humbel (60), CVP-Nationalrätin Aargau und ehemalige OL-Läuferin: «Martina Hingis ist eine grandiose Tennisspielerin. Als sie auf die Bühne des Welttennis trat, war sie zwar noch so jung, aber auf Anhieb erfolgreich. Ich habe grossen Respekt davor, dass sie sich später nochmals aufgerafft und viel Zeit und Energie für ein Comeback investiert hat. Sie hat das Tennis in der Schweiz populär gemacht und auch etwas den Weg für Roger Federer bereitet. Sie war ein super Aushängeschild für die Schweiz.»

CVP-Nationalrätin und ehemalige OL-Läuferin Ruth Humbel.
Foto: EQ Images

Jürg Stahl (49), Nationalratspräsident (SVP Zürich) und Präsident von Swiss Olympic: «Ich freute mich, als sie damals zurück auf die Tour kehrte als Doppelspielerin. Tennis ist für Swiss Olympic schon ein grosser Faktor, und sie war und ist eine grossartige Botschafterin für die Schweiz mit ihrer bescheidenen und sympathischen Art. Dafür, dass die Schweiz so ein kleines Land ist, sind wir in vielen Sportarten Weltklasse. Denken Sie an Federer, Cancellara, Schurter, Steingruber, Cologna,… Da müssen wir aufpassen, dass wir die Leistungen nicht als selbstverständlich betrachten. Und Martina Hingis war eine solche Ausnahmesportlerin: Sie war die jüngste Nummer 1 jemals und hat das Frauentennis wesentlich geprägt und weiterentwickelt.

Ich erinnere mich noch gut an die Sommerspiele in Rio. Als nach dem Halbfinal-Krimi feststand, dass Martina und Timea eine Medaille auf sicher hatten, waren das schon unglaubliche Emotionen. Die beiden Frauen haben so viel Freude versprüht. Martina Hingis ist zweifelsohne eine starke Persönlichkeit und ein Vorbild für junge Sportlerinnen.»

Bruno Kernen (45), ehemaliger Ski-Star: «Für mich ist Martina Hingis zusammen mit Vreni Schneider die grösste Schweizer Sportlerin der Geschichte. Ich habe in der Saison 1992/93 meine erste Weltcup-Saison bestritten, Martina ist 1994 auf die WTA-Tour gekommen. Aber während ich bereits vor zehn Jahren in den sportlichen Ruhestand getreten bin, hat Martina bis jetzt durchgehalten. Ich bin deshalb nicht nur ein grosser Bewunderer von ihrer spielerischen Klasse, ihr Durchhaltewillen ist ebenfalls total beeindruckend. Trotzdem hat mich der Zeitpunkt ihres Rücktritts überrascht. Ich bin davon ausgegangen, dass Martina ihre Position als Weltnummer 1 im Doppel noch etwas länger auskosten will.

Georges Bregy (59), 1994 Torschütze an der Fussball-WM: «1994? Das ist sehr lange her. Es ist gewaltig, was Martina Hingis geleistet hat. Wie sie nach langer Verletzungspause und danach nach dem Doping-Vorfall, bei dem wohl auch Pech dabei war, zurückgekommen ist, das ist einmalig. Das kann man nicht genug anerkennen. Und die Freude und die Lockerheit, mit der sie die letzten Jahre Doppel und Mixed gespielt, ist auch unglaublich.»

Ciri Sforza (47), WM-Teilnehmer 1994 in den USA: «23 Jahre auf dem Tennis-Platz. Auch wenn Martina dabei zwei Unterbrüche hatte, ist dies eine sehr lange Zeit. Ich begann meine Karriere auch mit 16, spielte dann 20 Jahre. Bei allen Hochs und Tiefs, die du als Mensch, der permanent in der Öffentlichkeit steht, erlebst, braucht das sehr viel Energie. Martina vollbrachte in den 23 Jahren herausragende Leistungen.»

Ex-Fussball-Star Ciriaco Sforza.
Foto: TOTO MARTI

Nina Burri (40), Kontorsionistin: «Meine ganze Jugend über sagten mir unzählige Leute, dass ich Martina Hingis ja sooooo ähnlich sei. Es stimmt, wenn ich Bilder mit langen Haaren von früher sehe, dann gleichen wir uns tatsächlich. Jedoch hatte ich im Gegensatz zu ihr ja null Talent für Ballspiele. Jeder Sportler muss selber einschätzen, wann der Zeitpunkt des Rücktritts für ihn gekommen ist. Ich wünsche ihr natürlich nur das Beste und dass sie etwas findet, was sie in Zukunft genauso begeistert wie das Tennis! Oder vielleicht kann ja der Nachwuchs bald von ihrem Können und Wissen profitieren?

In jungen Jahren ähnelte Nina Burri Martina Hingis.

EVZ-Captain Raphael Diaz (31): «Martina Hingis! Eine grossartige Sportlerin und Persönlichkeit. Eine Schweizer Sportlegende. Keine Frage! Ich habe grossen Respekt vor dieser aussergewöhnlichen Karriere mit vielen Höhepunkten, aber auch Rückschlägen und schwierigen Moment. Alles Gute für die Zukunft neben dem Court!»

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