Schon als 16-Jährige ist Martina Hingis nicht aufs Maul gesessen, wenn sie sich an etwas gestört hat. Nicht immer kam das gut an. Etwa dann, als sie einst Steffi Graf kritisiert hatte. «Die Zeiten haben sich geändert. Nur die Deutschen können das anscheinend nicht akzeptieren.»
20 Jahre später ist sie immer noch Weltklasse. Nicht im Einzel, dafür im Doppel. Und sie hat dazugelernt, wie sie sagt. Ohne damit ihr Naturell zu verbergen. Jenes, ihre Meinung klar zu sagen, auch wenn sie anderen damit ab und zu auf die Füsse tritt. Nun greift sie im Doppel mit einer neuen Partnerin nach dem US-Open-Titel: Coco Vandeweghe.
Zwei, die sich in vielem ähnlich sind. Auch Coco hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Letztes Jahr kritisierte sie in Wimbledon die inzwischen als Doperin überführte Maria Scharapowa, weil diese sie beim Aufschlag ablenken wollte. «Unsportlich! Ich habe der Schiedsrichterin gesagt, falls sie ein Problem damit habe, mit Maria zu sprechen, weil sie zu verängstigt sei, würde ich es tun.»
Klare Vorstellungen hat sie auch von ihrem künftigen Traummann: «Er muss grösser sein.» Eine Ausnahme mache sie nur für Schauspieler Scott Eastwood. «Auf Wikipedia habe ich alles über ihn gelesen. Und ich stalke ihn auf Instagram. Ja, ich bin eine Stalkerin», scherzt sie. Das kommt nicht immer gut an. Yolanda Foster verweigerte ihr im Frühling den Wunsch nach einem Selfie. Das wird sie vielleicht bald bereuen. Dann, wenn Vandeweghe/Hingis das US Open gewinnen.
Die Chancen stehen nicht schlecht. Coco, deren Grossmutter Colleen 1952 zur Miss America gekürt worden war, stammt aus einer Sportlerfamilie. Grossvater Ernie spielte bei den NY Knicks, Tante Tauna schwamm bei Olympia. «In meiner Familie musst du lernen, einen Football zu werfen, oder du wirst härter aus dem Weg geräumt, als du dir vorstellen kannst.»