Es ist ein erster kleiner Vorgeschmack darauf, wie verrückt die Südafrikaner nach Roger Federer (38) sind. Nach der Landung am Mittwochnachmittag in Kapstadt gibt der Sohn eines Schweizers und einer Südafrikanerin noch am Flughafen seine erste Pressekonferenz. Der Raum ist voll, weit über 50 Journalisten drängen sich hinein, mehr als ein Dutzend Kameras laufen.
«Wir sehen dich zur Hälfte als einer von uns», stellt der erste Journalist gleich klar. Und dann wird der Tennis-Ausnahmekönner zu allen möglichen Südafrika-Themen befragt. Er liefert eine Analyse zum Zustand des Tennis-Sports auf dem Kontinent («Schwierig, mit den geografischen Voraussetzungen und den bestehenden Strukturen die besten Talente zu finden und zusammenzuführen»), gibt über seine Kenntnisse der südafrikanischen Sprache Afrikaans Auskunft («Ich verstehe 20 oder 30 Prozent»), soll noch einmal erklären, wie er den WM-Triumph der Springboks, der südafrikanischen Rugby-Nationalmannschaft, erlebt hat («Ich war gerade in Zürich beim Coiffeur, musste da auf dem Handy schauen. Fehlplanung meinerseits.»).
Die Vorfreude auf das Spiel gegen Rafael Nadal ist am Kap riesig. Bei den Gastgebern wie beim grossen Star. Die wichtigste sportliche Frage nach den Leistenproblemen an den Australian Open: Wie gehts überhaupt? «Ich fühle mich besser», sagt Federer. «Ich habe mich geschont, jetzt habe ich keine Schmerzen mehr. Freitag ist nicht in Gefahr.»
Einer, der am Freitag beim Mega-Match vor 51'000 Zuschauern nicht dabei sein wird, ist Südafrikas Staatspräsident Cyril Ramaphosa. Der sagte erst zu, dann wieder ab. «Überhaupt kein Problem» sei das, meint Federer. «Es wäre ein Treffen gewesen, bei dem er mir gesagt hätte: ‹Schön, dass du da bist›. Natürlich ist sowas positiv», sagt Federer. «Aber es wäre nicht so sehr um die Stiftung gegangen.»
Um die ging es am Mittwoch in Namibia, beim Treffen mit Präsident Hage Geingob. Darum sei ihm dieser Empfang wichtig gewesen. «Wir haben uns zum Projekt ausgetauscht. Wenn du unterwegs bist in einem Land wie Namibia, ist es wichtig, diese Leute zu treffen und ihnen Respekt zu zollen», sagt er. «Ihnen bedeutet es viel, wenn ich mir als Spitzensportler die Zeit nehme, das Land zu besuchen und so zeige, wie wichtig mir das Anliegen ist. Zusammen können wir viel bewegen.»