Cool sind sie beide, diese Tennis-Legenden der 80er-Jahre. Der ergraute Amerikaner John McEnroe steigt in Anzug und Krawatte vor dem Genfer Palais Eynard aus der Limousine, setzt die schwarze Sonnenbrille auf, winkt mit ernster Mine flüchtig der Menge zu. Der Willkommens-Auftritt des 60-Jährigen vor den im Palastpark wartenden Fans ist hollywoodreif und zieht – trotz gespielter Zurückhaltung – alle Blicke auf sich. Punkto Ausstrahlung stellt der Captain sein Team Welt mit den Spielern Isner, Raonic und Co. in den Schatten.
Das Gleiche wird «Big Mac» gegen das Team Europe ab Freitag auf dem Court kaum gelingen. Die Riege von Top-Ten-Superstars wird auf der anderen Seite der Palast-Treppe vorgefahren. Roger Federer «spürt schon ein Kribbeln». Neben ihm Erzrivale Rafael Nadal, dem es – anders als Djokovic und Wawrinka – ein Anliegen ist, seinen Freund in dessen Heimatland zu unterstützen und «alles für ein gutes Team-Gefühl» zu geben. So und nicht anders müsse es sein, betont Europas Captain. Es ist Björn Borg (63), der coole Schwede, der auf dem Court stets noch kälter war.
Als zweifacher Laver-Cup-Sieger freut er sich, zum dritten Mal mit seinen Jungs die Köpfe zusammenzustecken. «Wir stehen uns alle sehr nah», sagt Borg. Geradezu gefühlsgeladen schwärmt der «Iceman» vom Kontinental-Wettkampf, der niemals nur eine Exhibition sei. «Es geht um viel mehr, um Prestige. Für mich ist es die wichtigste Woche des Jahres!»
Borg hat gut reden. Mit Roger und Rafa hat er zwei der Grössten mit vereinten 39 Grand-Slam- Titeln im Team. «Das allein ist eine grosse Ehre, auf die ich sehr stolz bin», sagt er. Er erinnert an das legendäre «Fedal»-Doppel vor zwei Jahren in Prag. «Es war bis jetzt das einzige Doppel, das wir gewinnen konnten.»
Doppel, auf diese Stärke spekuliert Welt-Captain McEnroe. Er erinnert daran, dass es hier neben Ehre und Prestige auch um viel Geld gehe. Von Rankings und einer «auf dem Papier unterlegenen Mannschaft» will der New Yorker vor dem Showdown in Genf nichts hören. «Im Doppel waren wir stets erfolgreicher, vier Einzel verloren wir in Chicago nach Matchbällen – so knapp war es!» McEnroe glaubt fest an den ersten Sieg. Keine Frage, sein Feuer ist bereits wieder entfacht.