20 Major-Titel, 103 Turniersiege, 310 Wochen an der Spitze der ATP-Weltrangliste, daneben den Tennissport ästhetisch auf eine neue Ebene gehoben, nachfolgende Sportler-Generationen nachhaltig beeinflusst und sich neben dem Court als Wohltäter und Vorbild etabliert. Was Tennis-Maestro Roger Federer (41) gelungen ist, kann sich kaum ein anderer Sportler auf die Fahne schreiben. Blick sagt, wer die anderen Athleten sind, auf deren Stufe der Baselbieter nun steht.
Muhammad Ali (†74), Boxen
Er erklärte sich selber schon bald zum Grössten überhaupt und höchstwahrscheinlich hatte er recht: Ali, vor seiner Konversion zum Islam als Cassius Clay unterwegs, war mehr als bloss ein Schwergewichts-Champion mit einem Karriere-Rekord von 56 Siegen, 5 Niederlagen und Jahrhundert-Fights gegen Sonny Liston, Joe Frazier und George Foreman. Er war Entertainer, Kriegsdienstverweigerer, Frauenheld, Bürgerrechtler, Grossmaul, Friedensaktivist. Eine Ikone, ein Naturereignis, ein stolzer Schwarzer. Wo er auftrat, bewegte er die Massen. Beim Rumble in the Jungle schlug sich die Bevölkerung des Kongo auf seine Seite, ihr «Ali, Boma Ye» («Ali, töte ihn») wurde zur Legende. Bewegend seine Rückkehr auf die grosse Bühne 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta, wo er, von der Parkinson-Krankheit bereits schwer gezeichnet, das olympische Feuer entzündete.
Usain Bolt (36), Leichtathletik
Der Jamaikaner ist der schnellste Mann der Geschichte, seine 9,58 Sekunden, die er 2009 in Berlin lief, sind weiterhin die magische Marke über 100 m, seine Gegner dominierte er zum Teil nach Belieben. Die Weltrekorde über 200 m und 4x100 m hält er ebenfalls bis heute. Unvergessen auch seine Unterhalter-Qualitäten. Achtmal Olympia-Gold und elf Weltmeistertitel vereint er auf sich.
Ayrton Senna (†34), Formel 1
Für Millionen von Fans ist es gar keine Diskussion: Senna ist der grösste Pilot aller Zeiten. 41 Siege, 80 Podestplätze in 161 Starts und drei Weltmeistertitel sind die nackten Zahlen zu dem Mann aus São Paulo, der am 1. Mai 1994 in Imola bei einem Crash ums Leben kam. «Ayrton glaubte wirklich, dass er unsterblich sei», sagte sein Erzrivale Alain Prost einst über den streng gläubigen Brasilianer, der bei den Kollegen einen ähnlich exzellenten Ruf hatte wie Federer im Tennis-Zirkus. Tröstlich: Drei Stunden vor dem Start zu Sennas Todesrennen versöhnten sich die verfeindeten Prost und Senna im Fahrerlager noch.
Michael Jordan (59), Basketball
Spätestens seit «The Last Dance» weiss auch die Generation Netflix, was Jordan ausmachte: unbändiger Siegeswille, Perfektionismus, Spektakel. Sechs NBA-Titel holt er mit den Chicago Bulls, dazwischen macht er einen Abstecher zum Baseball. Jordan wird auch abseits des Parketts zur Ikone: Er spielt im Film Space Jam sich selber, Nike lanciert mit Air Jordan eine eigene Schuhkollektion, die Klamotten-Marke Jordan hält sich bis heute. 2016 wurde er zum ersten Dollar-Milliardär im Basketball.
Wayne Gretzky (61), Eishockey
«The Great One». Als er zurücktrat, hielt er 61 verschiedene NHL-Rekorde, wurde er sofort in die Hall of Fame aufgenommen und seine Nummer 99 unverzüglich ligaweit gesperrt. Keiner hat mehr Tore, mehr Vorlagen und mehr Punkte erzielt als der vierfache Stanley-Cup-Champion. Viermal gelangen ihm 200 Punkte in einer Saison – kein anderer schaffte das auch nur einmal. Als Gretzky 1988 von den klammen Edmonton Oilers nach Los Angeles transferiert wurde, ging es in Kanada drunter und drüber. Ein Parlamentarier der Neuen Demokratischen Partei forderte sogar, dass die Regierung den Deal blockieren müsse.
Pelé (81), Fussball
Es ist fies: Jüngere Semester kennen ihn vor allem aus der Viagra-Werbung. Während von den später geborenen Maradona, Cruyff, Ronaldo und Messi Videomaterial im Überfluss bereitliegt, muss sich auf die Suche machen, wer Pelé in Aktion sehen will. 1301 Tore in 1390 Spielen hat der dreifache Weltmeister erzielt. Vielleicht zeigt die Aussage von Ungarn-Legende Ferenc Puskas am besten, was den Mythos Pelé ausmacht. Alfredo Di Stefano sei der beste Fussballer der Geschichte, soll dieser einst erklärt haben. Pelé? Der zähle nicht, weil er mehr sei als das.
Tiger Woods (46), Golf
Autounfälle, Drogen, Alkohol und Affären in grossen Mengen: Das Leben des Tiger Woods gemahnt an eine Seifenoper. Doch der Golf-Superstar, der als Schwarzer einen dünkelhaften weissen Sport aufgemischt hat, dominierte von 1999 bis 2010 praktisch durchgehend. Noch heute gilt: Wenn Woods spielt, gehen die Einschaltquoten der TV-Sender durch die Decke. Der Kalifornier mit 82 PGA-Tour-Siegen und 15 Major-Titeln gilt neben den Basketballern Jordan und LeBron James als einer von nur drei Sport-Milliardären.
Michael Phelps (37), Schwimmen
28 Olympiamedaillen, 23 davon in Gold. Noch Fragen? Egal in welcher Sportart, niemand hat mehr olympisches Edelmetall. Mit seinem langen Torso und den langen Armen gilt «The Baltimore Bullet» den meisten Fachleuten bis heute als der perfekte Schwimmer. Der Amerikaner setzte ab den Nuller-Jahren Massstäbe, von Athen 2004 bis Rio 2016 ging Gold über den 39-fachen Weltrekordler aus den USA. Heute engagiert sich Phelps für die mentale Gesundheit von Athleten. Auch aufgrund seiner eigenen Geschichte: Nach London 2012 und Rio 2016 fiel er jeweils in ein Loch, dachte über Suizid nach.
Jim Thorpe (†65), Leichtathletik, Football, Baseball, Basketball
«Sie, Sir, sind der König der Leichtathleten», sagte Schwedens König, als er Thorpe 1912 die Zehnkampf-Goldmedaille umhängte. Doch der erste US-Ureinwohner, der Olympia-Gold holte, konnte noch viel mehr: Er spielte professionell Football, Baseball und Basketball. Weil er schon vor seiner Olympia-Teilnahme halbprofessionell Baseball gespielt hatte, nahm ihm das IOC Gold im Zehnkampf und im klassischen Fünfkampf wieder weg. 1983 erst wurde entschieden, dass ihm das Edelmetall tatsächlich zustand, erst 2022 wurde er wieder zum alleinigen Olympiasieger erklärt. Das erlebte er natürlich längst nicht mehr. Thorpe, der nach seiner Karriere Alkoholprobleme hatte, dreimal verheiratet war und acht Kinder zeugte, starb 1953 an Herzversagen.