Die Drogen-Beichte des Tennis-Stars
Agassi: «Scheiss drauf, lass uns high werden!»

Der achtfache Grand-Slam-Sieger Andre Agassi gibt zu, 1997 Drogen genommen und die ATP angelogen zu haben. Dass er damit davonkam, ist unglaublich.
Publiziert: 29.10.2009 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:32 Uhr
Von Christian Bürge

Die Enthüllung ist gut getimt. Knappe zwei Wochen vor der Veröffentlichung der Biographie «Open» veröffentlichte der 39-Jährige in der Londoner «Times» exklusive Auszüge. Zentral dabei ist das Geständnis seines Drogen-Konsums. 1997 habe er die synthetische Droge Crystal Meth (Metamphetamin) genommen. Als er damit in einem Doping-Test hängenblieb, machte er aus Angst vor einer Sperre seinen Assistenten Slim dafür verantwortlich.

ATP glaubt Agassi Lüge

In einem erklärenden Brief an die ATP schrieb er. «Slim, den ich nun gefeuert habe, ist ein bekannter Drogenkonsument. Und er schüttet oft Meth in seine Drinks. Unlängst habe ich versehentlich aus einem seiner gepanschten Gläser getrunken und so unwissentlich seine Drogen aufgenommen.» Er hätte die ATP um Verständnis für den «Unfall» gebeten. Prompt stellt der Verband die Untersuchung ein, die ihm im Normalfall zumindest eine dreimonatige Sperre eingetragen hätte.

Agassi erzählt aber nicht nur von der Lüge im Brief, sondern legt auch die Hintergründe seiner Sucht dar. Während er Probleme in seiner damals noch jungen Ehe mit der Schauspielerin Brooke Shields hatte und in der Weltrangliste bis auf Platz 141 abstürzte, kam er in Versuchung. «Slim war auch gestresst. Er fragte mich, ob ich high werden wolle. ‹Mit dem Zeug fühlst Du Dich wie Superman›, sagte er mir. Dann hörte ich mich sagen: ‹Scheiss drauf, lass uns high werden!›»

Putzfimmel als Folge

Agassi weiter: «Slim schüttet das Puder auf den Tisch. Er schneidet es, zieht eine Linie rauf, schneidet es wieder, dann ziehe ich. Ich lehne mich auf der Couch zurück und werde mir bewusst, dass ich gerade den Rubikon überschritten habe. Einen Moment lang bereue ich es, dann übermannt mich ein Gefühl von unendlicher Traurigkeit. Bevor eine Welle der Euphorie jeden negativen Gedanken in meinem Kopf wegschwemmt. Ich habe mich nie so lebendig gefühlt, so hoffnungsvoll – und ich habe nie eine solche Energie gespürt.»

Die Droge habe auch seltsame Auswirkungen gehabt. Wie jene, zwanghaft putzen zu wollen. «Mit der Droge habe ich ein verzweifeltes Verlangen zu putzen. Ich habe mein Haus von oben bis unten geschrubbt, abgestaubt, die Badewanne gescheuert, die Betten gemacht.»

Als Agassi sich nur ein Jahr später wieder aufs Tennis konzentrieren kann, gelingt ihm ein sensationelles Comeback. Er macht den grössten Sprung in der Geschichte der ATP, kommt direkt in die Top 10. 1999 gewinnt er die French Open und die US Open und beendet das Jahr als Nummer 1.

Sein Vater gab ihm Speed

In der Biographie rechnet Agassi aber auch mit seinem zuweilen gewalttätigen und skrupellosen Vater ab, der ihm als Kind ohne sein Wissen Drogen verabreicht hatte. «Vor jedem Spiel gab er mir Exedrin, weil da jede Menge Koffein drin ist.» Sein Bruder Philly habe ihn schliesslich gewarnt, der Vater gebe ihm in Wahrheit noch andere Drogen, nämlich Speed: «Wie von Philly vorausgesagt, gibt mein Vater mir beim Turnier in Chicago eine Tablette. Halt die Hand auf, sagt er. Das wird dir helfen. Schluck es. Er legt eine Pille in meine Hand. Winzig. Weiss. Rund. Ich schlucke sie und fühle mich gut.»

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