Auch den zweiten Zwischen-Halt auf dem Weg zur Endstation «Zehnter Roland-Garros-Titel» übersteht der Rafael-Nadal-Express ohne notwendige Reparaturen oder Pannen. Der Spanier bleibt beim souveränen Drei-Satz-Sieg über den Holländer Robin Haase makellos (6:1, 6:4, 6:3). Für Nadal ists der 74. Sieg im 76. Match in seiner Paris-Karriere. Der Fahrplan des Kronfavoriten bis zum Final stimmt.
Schon die Sandsaison vor Roland Garros dominierte er mit drei Titeln in Monte Carlo, Barcelona und Madrid. Nur gegen Dominik Thiem (Ö) verlor er in Rom. Nadal ist scheinbar wieder unbezwingbar auf Sand. Doch was ist anders als in den letzten beiden Jahren?
Einer der Gründe für Nadals Auferstehung im ersten Halbjahr 2017 und die Führung in der ATP-Jahreswertung ist gewiss seine Gesundheit. Rafa ist wieder fit, nachdem eine schwere Handgelenkverletzung ihn letztes Jahr fast den ganzen Saisonverlauf über immer wieder behindert und ausser Gefecht gesetzt hatte.
Das hat konkrete Auswirkungen auf seine Spielweise. Bei den French Open 2016 schlug Nadal beispielsweise weniger als die Hälfte der Bälle mit der Vorhand (49 Prozent). Bemerkenswert auch der Vergleich bei den Topspin-Werten. Hatten letzten August nur noch 22 Prozent seiner Vorhandschläge einen Wert von über 3000 Umdrehungen pro Minute, sinds aktuell wieder 77 Prozent. «Nadal kann so mit seinem Markenzeichen, seiner grössten Waffe, das Spiel wieder dominieren», analysiert Eurosport-Experte und Williams-Coach Patrick Mouratoglou in seinem Video-Blog.
Zudem haut Nadal seine peitschende Vorhand nun wieder dreimal so oft innerhalb des Feldes wie vor Jahresfrist (32:14 Prozent). «Wenn er dieses Niveau an Aggressivität halten kann, wird Nadal definitiv der erste Mann werden, der ein Grand Slam zehn Mal gewinnt. Und diesen Rekord sehr lange behalten wird», sagt Mouratoglou.
Obwohl Nadal seine Vorhand wieder wunschgemäss einsetzen kann, spielen auch andere Nuancen eine Rolle. Der 30-Jährige hat seinen Racketkopf seit Saisonbeginn etwas verändert und mehr Gewicht hinzugefügt. Das bringt ihm zusätzliche Kraft bei den Schlägen und speziell auch beim Aufschlag mehr Geschwindigkeit. In Monte Carlo schlug er zum Beispiel im Schnitt 15 km/h schneller auf als in den vergangenen Jahren. Das soll in der 3. Runde in Paris auch sein nächster Gegner, der Georgier Nikolos Bassilaschwili, zu spüren bekommen.