Man denkt, das kann passieren, und hat fast ein bisschen Mitleid mit der reichsten Sportlerin der Welt. Tennis-Ass Maria Scharapowa ist des Dopings überführt. Sie nahm jahrelang ein Mittel, dass nun seit Januar neu auf der Dopingliste steht. Sie nahm es auch noch im Januar während den Australian Open, wo sie im Achtelfinal Belinda Bencic 7:5, 7:5 besiegte.
Man denkt, endlich mal eine die hinsteht und den Fehler eingesteht, nicht nach lächerlichen Ausreden sucht. Niemand hat ihre Zahnpasta manipuliert, niemand hat ihr in der Disko Pillen angedreht. Grund war auch nicht das Fleisch von hormonverseuchten Rindern. Keine Skurrilitäten, wie sie andere Überführte schon zur Verteidigung anführten.
Nein, Scharapowa hat das Mail nicht angeschaut, dass die Antidoping-Agentur und der Tennisverband an die Sportler verschickt hatte, um unter anderem darüber zu informieren, dass das Mittel Meldonium neu auf der Dopingliste steht. «Ich habe einen grossen Fehler gemacht», sagt sie. Und man denkt: sympathisch eigentlich.
Aber halt. Denkt man da nicht zu naiv? Spitzensportler wie Scharapowa lassen keine Details aus, wenn es um den Erfolg geht. Da ist alles durchgeplant, verwissenschaftlicht, kontrolliert. Da gibt es keine Zufälle. Nicht beim Training, nicht bei der Ernährung, nicht bei der medizinischen Versorgung, nicht beim Staff. Scharapowa hat einen riesigen Stab von Ärzten und Physiotherapeuten um sich herum. Fast nicht zu glauben, dass in diesem Fall alle versagten.
Und: Sind nicht gerade die Russen in Verdacht, ihre Sportlerinnen und Sportler systematisch zu dopen? Im Zuge der jüngsten Skandal-Enthüllungen wurde der ganze russische Leichtathletik-Verband vorübergehend weltweit suspendiert. Es droht gar der Ausschluss von den Olympischen Spielen im August in Rio.
Die 28-jährige Russin, ehemalige Numer 1 im Frauentennis, sagt, sie nehme das Medikament seit zehn Jahren, weil es in ihrer Familie mehrere Fälle von Diabetes gegeben habe und sie seit Jahren mit gesundheitlichen Problemen kämpfe. Tatsächlich wird Meldonium unter anderem zur Bekämpfung von Diabetes, mangelnder Durchblutung und Sauerstoffversorge eingesetzt. Bei Sportlern führt das Medikament aber auch zu einer allgemeinen Leistungssteigerung, die Erholungsphase wird verkürzt und die Motivation gesteigert.
Nun hofft Scharapowa auf ein mildes Urteil des Internationalen Tennisverbandes. Sie will ihre grosse Karriere nicht so besudelt beenden müssen. Und man denkt sich, vielleicht wäre es besser und effizienter im Kampf gegen Doping, wenn man jetzt rigoros durchgreifen würde.
Keine Begünstigung für Superstars. Endlich ein Zeichen setzen: so nicht! Nike, TAG Heuer und Porsche haben schon mal gehandelt und die Verträge mit der Russin sistiert. Gut so!