Der unglaubliche Lauf endet im Halbfinal
Belinda Bencic geht die Puste aus

Nach 12 Siegen in Folge ist Endstation. Belinda Bencic geht im Halbfinal von Indian Wells die Puste gegen Angelique Kerber aus – 4:6, 2:6.
Publiziert: 16.03.2019 um 07:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2019 um 15:01 Uhr
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Am Montag wird Bencic wieder in die Top 20 zurückkehren.
Foto: AP
Cécile Klotzbach
Cécile KlotzbachSport-Redaktorin

Bereits das erstes Game ist umkämpft. Es geht an Belinda Bencic und es ist ein Break. Doch das Re-Break von Angelique Kerber folgt wenig später zum 2:2. Es ist ein Szenario, das sich in diesem Halbfinal noch einige Male wiederholen soll.

Die Schweizer Nummer 23 der Welt geht in Führung – die deutsche Weltnummer 8 holt wieder auf. Als Belinda die Nase 4:2 vorne hat, macht sie bis zur 4:6-Satzniederlage kein Game mehr. 

Ein Tiefschlag, den es erst mal zu verdauen gilt. In allen vier bisherigen Treffen – Bencic führt 3:1 – siegte die Spielerin, die den ersten Satz gewann. Ob Belinda daran denkt? Ihre Körpersprache strahlt jedenfalls keine Verzweiflung aus.

Bencic steht schon früh wieder bereit

Noch bevor die Spielerinnen von der Schiedsrichterin zum Weiterspielen aufgerufen wird, steht die 22-Jährige an der Grundlinie und wartet auf ihre Gegnerin. Im Wissen, während ihres unglaublichen Laufs der letzten Wochen zwölf Siege in Folge, sechs über Top-10-Spielerinnen, realisiert und dabei fünf Dreisatz-Krimis gewonnen zu haben.

Aber alles hat bekanntlich irgendwann ein Ende. Wieder beginnt Belinda mit einem Break – aber der Verlauf des ersten Durchgangs dämpft die Erwartungen. Und prompt, der Ausgleich erfolgt sofort – und scheint der Seriensiegerin irgendwie die Kraft für weitere Grosstaten zu nehmen.

Während «Angie» Kerber immer sicherer wird, verzweifelt Belinda zunehmend. Nicht einmal Papa Ivan Bencic, dessen Worte in letzter Zeit stets positiv wirkten, kann seine weinerliche Tochter beim Zwischen-Coaching auf der Bank trösten. Ein weiteres Break kann sie nicht mehr aufholen – den Matchball zum 2:6 verschenkt sie symptomatisch mit einem – ihrem einzigen – Doppelfehler.

Enttäuschung dürfte sich schnell legen

Das Abenteuer in der kalifornischen Wüste ist für Belinda Bencic, der Siegerin des vorherigen WTA-Turniers in Dubai, vorbei. Für sie geht es nächste Woche in Miami weiter – bis dahin dürfte sich die Enttäuschung gelegt und der Stolz über das in den letzten Wochen geleistete wieder in den Vordergrund gedrängt haben.

Im WTA-Ranking wird sich Bencic von Rang 23 auf 20 verbessern. So gut war sie seit 2016 nicht mehr. 

Kerber trifft hingegen am Sonntag auf Aussenseiterin Bianca Andreescu (WTA 60), die wohl die verrückteste Geschichte dieses Turniers geschrieben hat. Mit einer Wildcard trat die 18-jährige Kanadierin an, auf ihrem Weg in ihren erst zweiten WTA-Final schlug sie neben Stefanie Vögele auch Grössen wie Garbine Muguruza und Halbfinal-Gegerin Elina Switolina (WTA 8).

«Jeden Morgen 15 Minuten meditieren», lautet ihr Erfolgsrezept. «Meine Mutter brachte mir das mit 13 bei – ich visualisiere unter anderem die Siegesmomente.» Mehr Details zu ihren Meditations-Methoden will Andreescu verständlicherweise nicht verraten. «Das bleibt mein Geheimnis.»

Das sagt Bencic nach dem Spiel

Zum Spielverlauf:
«Ich gab eine 4:2-Führung aus der Hand, aber irgendwie fühlte ich mich gar nicht wirklich im Lead. Angie – das habe ich jetzt nach den letzten Niederlagen gegen sie gespürt – nimmt mir mit ihrem Winkelspiel als Linkshänderin meine Waffen weg. Sie lockt mich in die Falle, wickelt mich in ein Spinnennetz ein. Und irgendwann war sie dann an der Grundlinie wieder total im Wand-Modus...»

Zu Papas Hilfe auf der Bank:
«Die Gespräche mit meinem Vater sind immer sehr emotional, dazu klingt Slowakisch aber auch immer so angeregt. Ich verstand ihr Spiel nicht, das musste ich einfach irgendwo raus lassen. Er versuchte zu helfen.»

Zur Night Session:
«Dir späte Uhrzeit war auch nicht gerade das Beste für mich. Die Bälle sind total entschärft, mein Service hatte null wirklung mehr, das Licht war ungewohnt grell, am Anfang hatte ich sogar Mühe mit tränenden Augen, dachte ich sei blind. Ausserdem war ich sonst um diese Zeit, wo ich hier noch Auskunft gebe, immer längst im Bett.»

Zum gestoppten Lauf:
«Jeder Lauf muss irgendwann mal enden. Heute fehlte mir die Energie, um meine Probleme zu lösen – das war wohl der Schlüssel für diese Niederlage. Ich bin mental ausgelaugt und enttäuscht, weil ich schlecht spielte, was natürlich auch an Angie lag. Aber ich bin überzeugt, dass ich schon in Miami wieder super aufgeregt sein werde, und schnell spielen will. Ich denke heute anders als früher: Verlieren ist nicht das Schlimmste – nicht spielen zu können, ist das Schlimmste. Diese Einstellung hilft.»

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