Auf SRF 2 spielten Stefan Bürer und Heinz Günthardt nach dem Medical Timeout von Federer um 06.30 Uhr minutenlang die Doktorenrolle: «Es muss was mit dem Rücken sein. Noch ist etwas Tennis im Körper drin. Doch da muss Hilfe kommen!» Und schon lag der Schweizer um 07.05 Uhr 6:3, 2:6, 2:6 gegen den ungesetzten Amerikaner Tennys Sandgren (28) hinten.
«Federer gab noch nie auf!»
Was die Fans von Federer etwas beruhigte sagte Bürer: «Noch nie in über 1500 Partien hat Roger auf dem Platz w.o. gegeben.» Die Hoffnung lebte. Vor allem nach den drei von Sandgren vergebenen Matchbällen um 07.44 Uhr! Roger rettete sich später ins Tiebreak, wehrte nochmals vier Matchbälle ab (!) – und um 08.10 Uhr ging es in den fünften Satz. Das Stadion kochte. Und der TV-Nachtvogel hatte Feierabend...
Nicht aber der Liveticker: So ging das Match zu Ende!
Tunesien ohne Sperrstunde
Im ersten Viertelfinal der Damen ab 01.15 Uhr wartete man gespannt auf ein Frauen-Duell, das es in dieser Ausgangslage wohl nie mehr geben wird. Die in Moskau geborene Sofia Kenin (21) forderte die Tunesierin Ons Jabeur (25) heraus.
In Tunesien wurden für diesen Knüller wie in den ersten Partien der arabischen Sportlerin des Jahres alle Strassen-Kaffees bis in das Morgenrauen offen gehalten. Eine stolze Nation fiebert mit.
Kenin: «Gauff-Hype nervt»
Der Traum endete dann nach 92 Minuten – 4:6, 4:6. Jabeur, die vorher Konta, Garcia, Wozniacki und Wang (Williams-Bezwingerin) rausgezaubert hatte, büsste für ihre zu vielen Fehler.
Und das Energiebündel Kenin, 2019 die WTA-Aufsteigerin des Jahres, nahm die Geschenke natürlich an. Sofia war genervt in das Viertelfinale gestiegen. Der Hype um US-Wunderkind Coco Gauff (15) ging Kenin auf die Nerven. Und so bereute es Sofia auch nicht, dass sie ihre Landsfrau im Achtelfinal im dritten Satz mit 6:0 nach Hause geschickt hatte.
Die Fluch-Königin
Von der selbstbewussten, ja fast schon arroganten Sofia Kenin wird man noch viel hören. Würde die Nummer 14 mit einem Mikrofon vor dem Mund herumspringen, könnte man nachher einen Roman schreiben. «Sie ist wieder im Selbstgespräch», hörte man auf Eurosport. Und schon fluchte sie wieder nach fast jedem Ball in die Arena.
Jabeur blieb eigentlich immer im Spiel, aber im entscheidenden Moment schlug sie den Ball irgendwo wild durch die Gegend. Dazu fehlte oft die Präzision. Kenin führte die feinere Klinge, muss sich aber steigern, wenn sie den Halbfinal gegen Ashleigh Barty gewinnen will. Dazu reichen die Flüche und sauren Mienen nicht mehr...
Matchglück und Spielintelligenz
Im Gesetzten-Duell musste Barty ab 03.05 Uhr nur die Ruhe bewahren, ihr nicht sehr spektakuläres Tennis herunterspielen. Mit vielen Slices und einem gutem Auge. Die Weltnummer 1 machte damit ihre Freundin Petra Kvitova (Nummer 7) immer nervöser. Die Tschechin verzweifelte im ersten Satz, vergab neun von zehn Breakbällen und verlor nach 69 Minuten im Tiebreak mit 6:8.
Kvitova hatte dem Matchglück der Australierin und deren Spielintelligenz nichts mehr entgegenzusetzen. Kvitova verschlug die einfachsten Bälle, lag 0:4 hinten und verlor nach 1:44 Stunden mit 6:7, 2:6. Der Beifall im Stadion hielt sich im Grenzen, wenn man da an die dramatische Partie des Australiers Kyrgios gegen Nadal zurückdenkt...