Den Zwillingen kann nichts Besseres passieren
Sprachen-Mischmasch bei Federers

Roger Federer wuchs mit einem Deutsch-Englisch-«Mischmasch» auf. Wie jetzt seine beiden Töchter.
Publiziert: 21.11.2010 um 07:14 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:13 Uhr
Von Marcel Hauck aus London

Die Franzosen lieben Roger Federer – weil er Französisch parliert. Die Engländer verehren ihn – weil er perfekt Englisch redet. Und in Deutschland behandeln sie ihn wie einen der ihren – weil er eben Deutsch spricht. Das drückt sich in der Unterstützung im Stadion aus. Und hilft dank seiner Popularität als Werbeträger nicht zuletzt seinem Bankkonto.

Federer weiss, was er seiner Sprachgewandtheit verdankt. Er möchte die gleiche Chance auch seinen Kindern ermöglichen. Noch sprechen die Zwillinge Myla und Charlene (16 Monate alt) mehrheitlich wirres und kaum verständliches Zeug. Und «Papa» oder «Mama» funktioniert in so ziemlich jeder Sprache. Doch im Hause Federer herrscht ein geradezu babylonisches Sprachgewirr.

«Mirka und ich sprechen Deutsch mit ihnen», erzählt der junge Vater. «Die Nanny Englisch, und Mirkas Eltern manchmal Slowakisch.» Das soll auch so bleiben. «Es ist mir wichtig, dass meine Kinder weltoffen sind und mehrere Sprachen können», betont der erfolgreichste Tennisspieler der Geschichte.

Auch Roger ist zweisprachig aufgewachsen


Nachteile bei der Muttersprache Deutsch befürchtet er keine. Er nimmt wohl sich selber als Vorbild. Denn auch Roger ist praktisch zweisprachig gross geworden. «Bis zum Kindergarten bin ich mit einem Mischmasch aus Deutsch und Englisch aufgewachsen», erinnert er sich. Vater Robert sprach Deutsch mit ihm, Mutter Lynette mehrheitlich Englisch.

Als Südafrikanerin musste auch sie Englisch und Afrikaans lernen. «Afrikaans kann ich aber fast gar nichts», sagt Federer junior beinahe entschuldigend. In Kindergarten und Primarschule wechselte der Fokus dann vorübergehend klar auf Deutsch.

Bis er mit etwa zwölf Jahren im TC Old Boys auf Peter Carter trifft. Der Australier ist während einem Gross-teil von Federers Juniorenzeit dessen Coach. «Da habe ich mein Englisch wieder reaktiviert.» Schwer ist ihm dies nicht gefallen, die Basis hatte er ja bereits im Kleinkind-Alter gelegt.

Federer ist ein Sprachgenie

Eher auf die harte Tour lernte Federer dann Französisch. Mit 15 tritt er ins Leistungszentrum des Tennisverbands in Ecublens ein. Keine einfache Zeit. Der Teenager leidet unter brutalem Heimweh – trotz Gastfamilie, die sich rührend um ihn kümmert. «Er hat jeweils bitter geweint, wenn er am Sonntagabend wieder auf den Zug musste», erinnert sich Mutter Lynette. «Das war für uns als Eltern nicht einfach. Aber: Er hatte sich selber für diesen Schritt entschieden.»

Logisch, dass auch die Schulstunden für den jungen Basler eine echte Herausforderung sind. Französisch hat er zu Hause nicht in die Wiege gelegt bekommen. Doch für Sprachen hat er fast so viel Talent wie fürs Tennis. Zudem findet er schnell gute Kollegen unter den anderen Junioren.

Einige dieser Freundschaften bestehen bis heute. Der zweite, bis heute anhaltende Nebeneffekt: Federer kann sich auch auf Französisch fliessend und nahezu fehlerlos unterhalten.

Genau diese Qualitäten wollen die jungen Eltern nun auch Myla und Charlene beibringen. Angesichts dieser Gene und all der Idiome, die sie täglich um sich herum hören, können aus den Federer-Zwillingen eigentlich nur Sprach-Genies werden.

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