Dominic Thiem musste in den letzten Wochen so einiges einstecken. Die österreichische Weltnummer 3 hatte den von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic vorgeschlagenen Hilfsfonds kritisiert. Die drei Tennis-Giganten wollen Spieler des hinteren ATP-Rankings (250. bis 700.) während der spielfreien Corona-Krise finanziell unter die Arme greifen.
Thiem passte dieses Vorhaben allerdings gar nicht in den Kram. In einem Interview mit der «Krone» sagte er: «Ich sehe nicht ein, warum ich solchen Leuten Geld schenken sollte. Keiner von uns Top-Leuten hat das geschenkt bekommen. Wir mussten uns alle hochkämpfen. Ich habe in keinem Beruf die Garantie, irgendwann einmal richtig viel Geld damit zu verdienen.»
Für diese Aussagen wurde er in den Tagen danach attackiert. Die algerische Tennisspielerin Ines Ibbou (21) empörte sich über die Haltung Thiems: «Niemand verlangte etwas von dir, die Initiative kam von grosszügigen Spielern mit Barmherzigkeit, mit Klasse.» Für ihre Aussagen erntete sie viel Zuspruch. Nick Kyrgios und Venus Williams bezeichneten sie gar als Heldin.
«Andere haben Unterstützung nötiger»
Nun bricht Thiem sein Schweigen. In einem Interview mit der «L’Équipe» zeigt er sich konsterniert über die ganze Debatte. Er fühlt sich missverstanden: «Das Problem ist, dass keiner sich das ganze Interview von mir durchgelesen hat. Das war einfach unfair.» Er stellt klar: «Ich habe nicht von ‹allen› gesprochen. Es gibt natürlich viele Spieler, die es verdienen, unterstützt zu werden und ihr Bestes geben.» Aber er hält an seiner Meinung fest: «Es gibt Personen und Organisationen, die die Unterstützung viel nötiger hätten als Tennisspieler.»
Thiem appelliert aber auch an die Professionalität der Spieler in der hinteren Tabellenregion: «Wenn man erfolgreich sein möchte, muss man zu 100 Prozent alles dafür tun. Als ich jünger war, habe ich zwei Jahre lang Futures gespielt. Es gibt Spieler, die seit sieben oder zehn Jahren dort sind und sich nicht wie Profis verhalten. Daher weiss ich, dass es Spieler gibt, die keine professionelle Einstellung haben.»
Ob die Diskussion damit vom Tisch ist? (sag)