«Das muss ich Roger Federer erzählen»
Vorfahre von Isner flüchtete als Mörder aus der Schweiz

BLICK erklärt in Wimbledon dem US-Aufschlags-Spezialisten John Isner, dass seine Vorfahren aus Obwalden stammen. Und dass ein Walter Isner nach einem Mord nach Amerika geflüchtet ist. «Das muss ich Roger Federer erzählen», sagt Isner überrascht.
Publiziert: 10.07.2018 um 08:22 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:24 Uhr
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Dunkle Geschichte: John Isner geht mit der Story über seine Vorfahren locker um.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Felix Bingesser und Cecile Klotzbach

Was an jenem Tag im Jahr 1486 genau vorgefallen ist, das ist nicht im Detail überliefert. Klar ist, dass ein gewisser Walter ­Isner aus dem Melchtal nach Sarnen marschiert ist. Offenbar aufgebracht. Der Grund für seine Wut ist nicht bekannt. Aber auf dem Dorfplatz von Sarnen, vor dem Haus von Land­ammann Dionys Heintzli, kam es zur fatalen Auseinandersetzung. In deren Verlauf zückte Isner seinen Dolch und erstach den Landammann Heintzli. Das jahrhundertealte Sühnekreuz, das an die Tat erinnert, hängt heute im Historischen Museum in Sarnen.

Das Heintzli Kreuz.

Ein Mord, der Konsequenzen hatte. Isner musste flüchten. Später führte sein Weg nach Amerika – dort stand er an der Basis der Dynastie der US-Familie Isner. Und einer von seinen Nachkommen ist der Tennisprofi John Isner, der sich derzeit anschickt, in Wimbledon für Furore zu sorgen. Isner ist mit seinen 2,08 Metern Körpergrösse eine imposante Figur auf der Tour.

Isners schon damals grosse Menschen

Interessant in diesem Zusammenhang: Schon vor mehr als fünfhundert Jahren gab es Geschichten und Sagen über die «Riesen vom Melchtal». Die Isners waren schon damals grosse Menschen. Schon 1386 war ein Walter Isner auf Seiten der Eidgenossen bei Sempach gefallen. Später baute die Familie das Bergwerk auf.

Im Historischen Museum in Sarnen: die Isner-Geschichte.

Den Isners gelang der Aufstieg, 1431 hiess der Land­ammann Jost Isner und rief zur ersten Landsgemeinde von Ob- und Nidwalden auf. Teilnehmer war da auch der 14-jährige Jungkrieger Niklaus von Flüe. Der Name «Isner» kommt von Eisen, das im Bergwerk im Melchtal geschürft wurde.

Später kam dieser fatale Mord und die Flucht des Walter Isner nach Amerika. Der 33-jährige John Isner ist also indirekt ein «Riese aus dem Melchtal».

Zumindest ist er einer der grössten Aufschlags­spezialisten auf der Tour. Mehr als 10 000 Asse stehen schon in seiner Bilanz. In diesem erlauchten Klub gibt es nur noch drei weitere Mitglieder: Goran Ivanisevic, Ivo Karlovic und Roger Federer.

Gutes Verhältnis: John Isner (r.) will Roger Federer die Neuigkeiten über seine Vorfahren gleich erzählen.
Foto: Getty Images

John Isner hat zwei ältere Brüder und sein Studium der Sprachwissenschaften abgeschlossen. Im vergangenen Jahr hat er geheiratet. Seine Karriere war ein stetiges Auf und Ab. An guten Tagen schlägt er dank seinem Aufschlag jeden Gegner. Spielerisch aber ist er zu limitiert, damit es ganz nach vorne reicht. Seinen grössten Erfolg feierte der Service-Riese in diesem Frühling mit dem Turniersieg in Miami.

«Habe keine konkrete Kenntnisse»

In Wimbledon steht Isner nun im Viertelfinal. BLICK ­konfrontiert ihn mit seiner ­Familiengeschichte und seinen Schweizer Wurzeln. «Ich habe gewusst, dass es möglich ist, dass ich Vorfahren in der Schweiz oder in Deutschland habe. Aber konkrete Kenntnisse habe ich nicht.» In West Virginia gibt es einige Isner, «aber es ist natürlich kein gewöhnlicher Name in Amerika. Darum war es klar, dass ich Vorfahren im deutschsprachigen Raum habe».

«Ich habe gewusst, dass ich Vorfahren in der Schweiz oder in Deutschland habe. Aber konkrete Kenntnisse habe ich nicht.»
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Auch den Fakt, dass eine seiner Vorfahren als Mörder in die Obwaldner Geschichtsbücher eingegangen ist, nimmt Isner interessiert zur Kenntnis. «Das sind Neuigkeiten, die ich Roger Federer erzählen muss. Wir haben etwas gemeinsam. Wir haben beide Schweizer Wurzeln.»

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