Man vergisst ja immer schnell, was mal war. Darum zum Auffrischen: 209 Wochen war sie die Nummer Eins. Die jüngste Nummer Eins der Geschichte. Sie hat fünf Grand Slam-Titel im Einzel gewonnen. Sie ist die jüngste Grand-Slam-Siegerin des 20. Jahrhunderts.
Ihre Erfolge im Doppel aufzulisten sprengt jeden Rahmen. Hingis hat das Schweizer Tennis auf die Weltbühne geführt. Und stand am Anfang eines Märchens, das ja immer noch andauert.
Aber wer ist Martina Hingis? Wer steckt hinter diesen beeindruckenden Zahlen? Ihre Karriere ist dreigeteilt. Zuerst der steile Aufstieg des Wunderkindes, trainiert von ihrer Mutter. Etwas ungezogen und wortkarg. Ein kleiner Tennis-Roboter. Im Alter von 22 Jahren tritt sie zurück.
Vier Jahre später kommt sie zurück. Und schafft es dank ihrem unermesslichen Talent wieder auf Platz 6 in der Weltrangliste. 2007 dann der Tiefschlag. In einer Dopingprobe werden Spuren von Kokain gefunden. Sie tritt zum zweiten Mal zurück.
Was danach folgt, ist wohl das Meisterstück von Hingis. 2013 kehrt sie als Doppelspielerin erneut auf die Tour zurück. Und schafft erneut den Sprung ganz an die Spitze.
Weit wichtiger: Sie gewinnt im Herbst ihrer Karriere die Herzen der Schweiz. Das Verhältnis der Öffentlichkeit zu ihr war in ihrer «ersten» Karriere zwiespältig und distanziert. Aber in den letzten Jahren hat man eine warmherzige Hingis kennen gelernt.
Sie sprühte vor Spielfreude und Begeisterung. Sie genoss das Tennis und das Leben als Sportlerin sichtlich. So, wie es sie als junges Mädchen nicht konnte.
Wer mit 14 Jahren im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit steht, ist nicht zu beneiden. Ganz viele Wunderkinder zerbrechen daran. Martina Hingis hat das geschafft. Und das ist wohl ihre grösste Leistung.
Sie kam als junges Mädchen und geht nun als reife Frau. Der Kreis schliesst sich. Auch wenn nicht immer alles ganz linear verlaufen ist.
Aber auch das ist ein Teil der Faszination Hingis. Alles Gute, Martina!