Wer sich über Kiki Mladenovic, die sich in Paris im Rausch zur Mit-Favoritin empor gespielt hat, über ein Pariser Publikum, das manch andere nicht-französische Spielerin ins Tal der Tränen gestürzt hat und über verheerende Bedingungen mit Sandstürmen, Kälte und Regenpausen hinweggesetzt hat – die kann alles schaffen. Auch den French-Open-Sieg.
Alles ist möglich für Timea Bacsinszky. Vor allem hier in Paris, wo sie alles liebt – die Stadt, die Sprache, das Essen, die Plätze und die Erinnerungen. Hier gelang ihr die Lancierung ihrer zweiten Karriere, in der sie die Befreiung von den Dämonen ihrer Jugend am meisten demonstriert hat. Hier zwang sie vor zwei Jahren sogar die einschüchternde Serena Williams im Halbfinal über drei Sätze.
Die Lausannerin ist ein hochemotionaler Mensch. Ist sie traurig, weint sie ungeniert vor der ganzen Welt. Geht es ihr gut, ist ihre Freude über die Grenzen hinweg ansteckend. Ihr Befinden spiegelt sich so unverblümt im Spiel wieder, wie es in Worten aus ihr heraussprudelt. Einmal in ihrer Wohlfühlzone angekommen, ist sie weder auf dem Platz noch in den Interviews nach ihren Matches kaum zu bremsen.
Hier und heute fühlt sich Bacsinszky wohl. Sehr sogar. Warum also sollten Ihr nach den Feuerproben mit Serena Williams und Kiki Mladenovic noch eine Jelena Ostapenko (WTA 47), Karolina Pliskova oder Simona Halep Angst machen?