Patty Schnyder wählt den goldrichtigen Zeitpunkt für das definitive Ende ihrer Karriere. Nicht nur der perfekt abrundenden Alterszahl 40 wegen. Auch ihr letzter Ballwechsel passt. Die geballte Faust nach einem verwerteten Matchball ist ein positiver, letzter Eindruck. Wie viel schöner ist es doch, mit einem Sieg abzutreten, als geschlagen und zermürbt das Handtuch zu werfen!
Eine positive Bilanz kann Schnyder sowieso ziehen: In den drei Jahren seit dem Comeback schaffte sie es noch einmal ins Scheinwerferlicht der grossen Bühne und erntete grosse Dankbarkeit der treuen Fans. Davor hat Patty im Schatten der grossen Martina Hingis sieben WTA-Einzeltitel, fünf im Doppel gesammelt und es auf Rang 7 der Weltrangliste gebracht. Als Schweizer Rekordspielerin bei 38 Fed-Cup-Einsätzen kommt sie auf 50 Siege.
Talent ist stets reichlich vorhanden. Aber das Tennis der zierlichen Sportskanone lebt nicht von druckvollen, sondern von geschickten, mit viel Spin gespielten Schlägen. Mit dem Stil wurde es immer schwieriger, sich im heutigen Powertennis durchzusetzen. Ohne diese Entwicklung bei den Frauen wäre Pattys Trophäen-Sammlung wohl noch viel grösser.
Geschuftet hat sie genug
Sie kann mächtig stolz auf sich sein. Ihre vierjährige Tochter Kim ist es sowieso – auch ohne die sportlichen Erfolge der Mama. Auf sie, die bald mehr Zeit und Aufwand beanspruchen wird, und Papa Jan kann sich Patty ohne die vielen Trainingseinheiten fortan mehr konzentrieren.
Einmal Weltenbummlerin, immer Weltenbummlerin – aufs Reisen wird die Familie künftig kaum verzichten. Dazu aber kann sie «etwas Neues beginnen», das sie glücklich macht – und zwar ohne Begleiterscheinungen des Ruhms, die Schnyder stets ein Dorn im Auge waren.
Und selbst wenn sie ihre Aufgabe vorerst aufs Mama-Sein reduziert, ist das okay. Schon mit 15 spielte Patty auf der Tour. Geschuftet hat sie genug.