Der beste Tennis-Spieler aller Zeiten greift im dritten Karriere-Frühling und im Alter von 34 Jahren nach seinem 18. Grand-Slam-Titel. Zwei Monate nach der bitteren Niederlage in Wimbledon heisst sein Gegner im Final der US Open wieder Novak Djokovic. Der beste Spieler der Gegenwart.
Für Federer ist es die ultimative Herausforderung. Er ist spielend leicht in den Final gestürmt. Hat auf dem Weg dorthin Herausforderungen gemeistert, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Aufschlag-Riesen (Isner), Künstler (Gasquet), Grundlinien-Spieler (Wawrinka). Er hat sie alle gemeistert.
Und die Chance in New York ist vielleicht einmalig. «Vielleicht habe ich in Wimbledon zu früh mein bestes Spiel gezeigt», sagte Federer. Dort zeigte er im Halbfinal gegen Andy Murray eine Wahnsinns-Partie. Diesmal hat Federer durchgehend überzeugt. Darum gilt: Jetzt oder nie, Roger!
Aus Schweizer Sicht sind die US Open schon jetzt historisch. Von einem solchen Halbfinal können andere Nationen nur träumen. Auf der einen Seite Federer, der Mann mit dem virtuosen Spiel, der Liebling der Massen. Auf der anderen Wawrinka, der harte Arbeiter mit den knallharten Grundschlägen.
Sie liefern auf der grössten Tennis-Bühne der Welt, dem mit über 23'000 Zuschauern gefüllten Arthur-Ashe-Stadium, beste Unterhaltung. Kein Vergleich zum einseitigen Halbfinal zwischen Novak Djokovic und Titelverteidiger Marin Cilic. Der Halbfinal ist die vorläufige Krönung des Schweizer Tennis-Wunders.
«Ein noch besseres Szenario wäre eigentlich nur, wenn es der Final ist», sagte Federer vor dem Spiel. War es aber nicht. Trotzdem nehmen wir den Sieg als gutes Omen. In Paris schaltete Wawrinka Federer aus und holte am Schluss den Pokal. Jetzt dreht Federer den Spiess um. Und gewinnt seinen 18. Grand-Slam-Titel?
Die schönsten Erfolge haben die beiden aber ohnehin gemeinsam gefeiert: Olympia-Gold in Peking 2008 und den Sieg im Davis Cup im letzten Jahr. Apropos Davis Cup: Am kommenden Wochenende sind Federer und Wawrinka wieder ein Team. Und beim Davis-Cup-Playoff gegen Holland in Genf zu bewundern.