Selber hat er die French Open nie gewonnen. Doch nun macht Boris Becker seinen Schützling Novak Djokovic zum Pariser. Ausgerechnet er, der dort zwar drei Mal die Halbfinals erreichte, aber in seiner ganzen Karriere auf Sand keinen einzigen seiner 49 Turniersiege feiern konnte.
Djokovic ist der Grösste der grossen 4. Weil er gegen die Grössten der Geschichte eine positive Bilanz hat. Gegen den 17-fachen Grand-Slam-Sieger Roger Federer (23:22), gegen den neunfachen Paris-Sieger Rafael Nadal (26:23) und auch gegen seinen Final-Gegner Andy Murray (24:10).
Mehr als in jedem anderen Sport ist es im Tennis der Kopf, der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Jahrelang stand Djokovic im Schatten von Federer und Nadal. Drei Mal beendete er ein Jahr als Nummer 3 der Welt – mehr als jeder andere vor ihm. Spätestens seit Becker ist das vorbei.
Vor Paris erzählte er die Geschichte, wie sie es schafften, dass der Serbe vor einem Jahr einen Monat nach der Niederlage im Paris-Final gegen Wawrinka in Wimbledon triumphieren konnte. Indem er gleich beim ersten Training in London Djokovic mit dem seinem Bezwinger trainieren liess.
Aller Unkenrufe zum Trotz, aller Kritik und Häme, die Djokovic zu Beginn der Zusammenarbeit vorwarfen, die Verpflichtung sei ein Marketin-Gag. Becker kennt den Tennis-Zirkus, der seine zweite Heimat ist. Und er weiss, was sein Spieler braucht. Auch aus eigener Erfahrung.
Der Kopf ist das eine, die spielerische Entwicklung das andere. Djokovic schlägt nicht am härtesten auf. Ihm gelingen auch nicht die meisten Asse. Aber unter Becker, der einst zu den besten Aufschlägern der Welt gehörte, ist Djokovic bei diesem Schlüsselschlag unberechenbarer geworden.
Auf Sand, wo es schwieriger ist, direkte Gewinnschläge mit dem Aufschlag zu erzielen, spielen Winkel, Rotation, Variation und Präzision eine wichtigere Rolle als Tempo. Es ist der Schlag, den Djokovic unter Becker am meisten verbessert hat. Darum ist auch er nun ein Paris-Sieger.