«Das ist der Wahnsinn, einfach unglaublich!»
Warum Severin Lüthi ohne Federers Wissen nach Rotterdam reiste

Neben den Eltern und Frau Mirka ist Severin Lüthi Federers konstantester Begleiter. Ob als Freund oder Trainer – er ist dabei, wenn Roger die 1 wird. Vor 14 Jahren und auch jetzt wieder.
Publiziert: 18.02.2018 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:20 Uhr
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Severin Lüthi ist treuer Wegbegleiter von Federer. Auch beim historischen Australian Open Triumph am Anfang vom Jahr ist er dabei.
Cécile Klotzbach

Severin Lüthi, warum sagten Sie Federer nicht, dass Sie nach Rotterdam kommen?
Eigentlich hat Roger ja keine Probleme in solchen Situationen. Aber diese war dennoch speziell. Ich dachte, ich sage gescheiter nicht, dass ich komme. Bin da so einem Gefühl gefolgt. Also hockten meine Frau Claudia und ich uns für den Viertelfinal irgendwo in die Menge und hofften, dass keiner was merkt.

Federer wusste nicht einmal während dem Match, dass Sie da sind?
Ich denke nein – ausser er tut so, als ob er nichts gewusst hätte. Ich sagte jedenfalls den Leuten vom Turnier, sie sollen nichts verraten, mich nicht in die erste Reihe setzen. Sonst fängt mich noch irgendeine Fernseh-Kamera ein oder Roger sieht mich.

Also kamen Sie nicht, um ihn zu unterstützen, sondern um den historischen Moment nicht zu verpassen.
Es ist ein besonderer Moment, für den musste ich einfach dabei sein – für mich und für ihn. Auch viele Freunde meinten, ich sollte bei Roger sein. Ich hoffte sehr, Roger würde gewinnen, dann kann er wenigstens mit ein paar Freunden ein bisschen feiern. Aber auch wenn er verloren hätte, wäre er vielleicht froh gewesen, dass jemand da ist und dadurch etwas weniger enttäuscht.

Glaubten Sie daran, dass er die älteste Nummer 1 der Geschichte werden kann?
Ich glaubte stets daran, dass er noch grosse Turniere gewinnen kann. Aber um die Nummer 1 zu sein, musst du viel und regelmässig gewinnen – das wird immer schwieriger, je älter der Spieler ist. Deshalb hatten wir keinen Masterplan für die 1, planten in den letzten Jahren nie langfristig. Das sahen wir ja letzten Sommer, da hatte er schon eine Chance, aber dann ist es blöd gelaufen mit seiner Rückenverletzung. Sowieso: Wer schon so viele Wochen an der Spitze verbracht hat, der jagt diese Position nicht mehr unbedingt. Dass er es trotzdem geschafft hat, ist der Wahnsinn, einfach unglaublich! Ich mag es ihm extrem gönnen.

Er schaffte es auch allen frühzeitigen Abgesängen zum Trotz!
Roger ist nicht einer, der es auf diese Art und Weise allen zeigen will. Er hatte die Top-Position immer extrem gerne, weil sie ihm eine Extra-Portion Vertrauen gibt.  Aber ich kann nachvollziehen, dass es so wirkt, als hätten ihn die Prophezeiungen der Leute angetrieben. Aber er hatte die Worte der Experten oder einzelne Presseartikel nicht im Kopf. Es wäre auch die falsche Motivation. Es zeigt einfach jedem, dass man aufpassen muss mit Prognosen, weil du nie weisst, was kommt.

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