* Björn Borg 2010: «Ich denke, dass Roger bereits jetzt über den Rücktritt nachdenkt. Er ist nicht mehr austrainiert. Manchmal kann man eine Gleichgültigkeit erkennen.»
* Martina Navratilova 2011: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nochmals die Nummer 1 wird.»
* Mats Wilander 2011: «Roger hat seit eineinhalb Jahren keinen Grand-Slam-Titel mehr gewonnen. Er wird nichts mehr gewinnen, er ist kein Sieger mehr.»
* John McEnroe 2013: «Roger ist langsamer geworden. Er wird keinen Grand-Slam-Titel mehr holen.»
* Boris Becker 2013: «Das ist definitiv das Ende einer Ära.»
Federers Abgesang erweitert sich in den nächsten vier Jahren um unzählige Strophen. So können sich auch die besten Insider täuschen. Wir schreiben 2018. Federer ist 20-facher Grand-Slam-Champion und sitzt mit 36 Jahren wieder auf dem Tennis-Thron. Seine 303. Woche als Weltnummer 1 bricht an.
Federer findets witzig
BLICK will nach dem schicksalhaften Viertelfinal-Sieg in Rotterdam wissen, wie gut es tut, es allen Kritikern gezeigt zu haben. «Ich bin nicht der Mensch, der es anderen zeigen muss», antwortet Roger. «Es ist ein Riesenmoment für mich, aber es geht mir überhaupt nicht darum, diesen Leuten das Maul zu stopfen.»
Ein bisschen witzig sei es aber schon. «Seit 2009, nachdem ich die French Open gewonnen hatte, fanden viele, es sei nun genug. Dabei ist es ja normal, dass du auch an deine Grenzen kommst und andere mal besser sind.» Er versteht aber auch die Besserwisser: «Es ist klar, dass die Experten immer von Superlativen reden und Riesenerwartungen an mich haben. Das musst du einstecken können. Es war für mich nie ein grosses Problem.»
Roger hat über die vielen Jahre gelernt, damit umzugehen. 2014 noch reagierte er nach seinem US-Open-Out gegen Tommy Robredo eher ungehalten: «Alle, die mich abgeschrieben haben, lagen bisher noch immer falsch. Sehr falsch sogar.» Als hätte er schon damals gewusst, was kommen würde.
McEnroe krebst zurück
Gewusst nicht, aber er spürte es. «Es ist schön, dass ich nicht auf dem Holzweg war. So habe ich mir selbst, dem Team und den Fans, die stets an mich glaubten, bewiesen, dass ich nicht nur was daherredete. Sondern immer die Wahrheit sagte, wenn ich das Gefühl hatte, es liegt noch was drin. Vielleicht nicht grad auf diesem Level – aber genug, um mich persönlich zufriedenzustellen.»
Vielleicht hat Srdjan Djokovic, der Vater von Rivale Novak, immer noch was an Roger Federers Karriereplanung auszusetzen. «Ich verstehe nicht, wieso er immer noch Tennis spielt. Warum?», lästerte er vor zwei Jahren.
Immerhin: Grossmaul John McEnroe krebst zurück: «Ich habe einen Fehler gemacht, man sollte Roger nie aus der Konkurrenz nehmen. In diesem Fall lag ich falsch.»