BLICK: Roger Federer, wie war das Comeback nach der langen Pause?
Roger Federer (35): Es war ein besonderer Moment, als ich auf den Platz kam und die Menge spürte. Auch als es zum Matchball kam. Und als ich den verwandelte. Diese drei Momente machten mein Comeback wohl so speziell. Ja, man sieht die Dinge anders, wenn man so lange weg war. Es war toll da draussen – auch wenns nicht so leicht war.
Wie schätzen Sie sich selbst ein? 19 Asse – trotzdem wirkten Sie etwas unstabil.
Ja, mein Service kam und ging, war jedenfalls nicht so gut wie im Training oder in Perth. Es ging mir eigentlich den ganzen Tag, bis zum Einspielen sehr gut. Aber nach meinem Fehlstart mit vier Rahmenschlägen und Fehlern im ersten Game wurde ich nervös. Mir ging durch den Kopf, dass es wohl doch nicht so leicht wird, wie ich dachte.
Sie wollten sich wegen der halbjährigen Absenz besonders auf jeden Punkt konzentrieren. Gelang Ihnen das?
Ich habe es versucht, merkte aber, dass es zu anstrengend war. Das war alles zu viel. Später entschloss ich, relaxter zu sein. Etwas runterkommen, befreiter spielen, nicht zu viel denken. Aber es dauerte eine Weile, bis ich ruhiger wurde. Viel länger als sonst.
Ab wann wurden Sie ruhiger?
In der Mitte des dritten Satzes hatte ich mein Selbstbewusstsein zurück, dann wurde alles besser. Aber das ist zu spät für mich! Ich habe nicht erwartet, dass ich so nervös werde – das ist schon etwas beunruhigend. Aber es ist auch wieder gut, dass ich da durchgekommen bin. Ich bin sehr, sehr happy, nun ein Teil des Turniers zu sein.
War der Auftritt denn so anders als beim Hopman Cup?
Dort spielte ich auch vor vielen Leuten, insofern kann man es schon vergleichen. Aber hier startete ich gar nicht gelöst in den Match. Der Gegner spürte, dass ich defensiv war, und das richtige Gefühl habe ich lange Zeit nicht gefunden. Statt dass ich reinkomme und denke, jetzt haue ich dem mal die Bälle um die Ohren, bin ich nach meiner Knieverletzung erst mal nur froh, hier zu sein. Es ist normal, dass ich zunächst mit wenig zufrieden bin. Aber dieses Gefühl muss dann irgendwann auch mal weg!
Geht es Ihnen körperlich gut?
Ja, aber ... (lockert die Schultern) Ich war lange nicht mehr so angespannt. Aber das wird schon besser. Mit der lockeren Einstellung bin ich erfolgreicher. Hoffentlich gelingt mir das in der nächsten Runde von Beginn an. Im ersten Match drehte sich fast alles um mich, wie ich mit meiner Situation umgehe, weniger um den Gegner. Ab jetzt wird alles einfacher, denke ich.
Kennen Sie Ihren nächsten Gegner, US-Qualifikant Noah Rubin?
Ich weiss nicht viel über ihn. Ich sah ein paar Games auf einem Mini-Bildschirm. Aber er ist ein Rechtshänder, deshalb erwarte ich einen leichteren Match. Melzer ist Linkshänder, das macht es mit meiner einhändigen Rückhand schwieriger. Das ist keine Entschuldigung, nur ein Fakt.
Wie gehen Ihre Kinder damit um, dass Daddy nun wieder arbeitet und oft weg ist?
Naja, ich sah sie heute von neun Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags. Ich bin ja immer bei ihnen, egal ob ich spiele oder nicht. Ein grossartiges Leben, es gibt nichts zu beklagen.